Liturgie- und Kirchenverständnis "gehören engstens zusammen", betonte er am Freitagabend im Vatikan. Denn die Kirche sei die Gemeinschaft derjenigen, "die sich zur gottesdienstlichen Versammlung zusammen rufen lassen". Beim Dialog zwischen der katholischen und den protestantischen Kirchen geht es derzeit vorrangig um die Unterschiede beim Kirchenverständnis und deren Auswirkungen auf die Frage der Ämter inklusive des Papstamtes.
Bei einer Konferenz über katholische Liturgiereformen betonte der "Ökumene-Minister" des Papstes die gegenseitige Beeinflussung der Kirchen beim Thema Gottesdienst. Er verwies dabei auf die gewachsene Hinwendung der Katholiken zu den Schriften der Bibel. Vor diesem Hintergrund werde die katholische Kirche "der Frage nicht mehr länger ausweichen können, ob nicht die Zelebrationsrichtung in der Feier der Eucharistie unvoreingenommen neu überdacht werden müsste". Der Priester wendet sich bei der Feier zur Gemeinde. Dies sei im allgemeinen Bewusstsein zum "Markenzeichen" der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils geworden und "ideologisch aufgeladen" worden.
"Mangel an Kontemplation"
Die Tatsache, dass die katholische Kirche inzwischen die einzige christliche Glaubensgemeinschaft sei, die die gemeinsame Gebetsrichtung von Priester und Volk nicht mehr kenne, störe "nicht einmal die ökumenisch Engagierten mehr", beklagte Koch bei der Konferenz des römischen Instituts der Görres-Gesellschaft im Vatikan. Diese "Ausfallserscheinung" stelle eine besondere ökumenische Herausforderung an die liturgische Praxis in der katholischen Kirche dar.
Koch begründete seine These von der "noch immer vernachlässigten Beziehung zwischen Liturgie und Ökumene" mit dem Hinweis, die Kirchentrennung sei "nirgendwo so deutlich erfahrbar wie im gottesdienstlichen Leben der verschiedenen Kirchen". Liturgie sei damit zum "Zeichen der verlorenen Einheit geworden", sagte er mit einem Zitat seines Amtsvorgängers Kardinal Augustin Bea.
Zwischen der von Papst Benedikt XVI. wiederholt angemahnten spirituellen Dimension der Ökumene und dem gottesdienstlichen Leben der Kirchen bestehen laut Koch wichtige Berührungspunkte. Daher müsste die Liturgie "viel intensiver als Kraftfeld für die ökumenische Annäherung der Christen erschlossen werden". Auch protestantische Beobachter des Zweiten Vatikanischen Konzils wie Max Thurian hätten bei den Reformen nach dem Konzil von vor fünfzig Jahren in der katholischen Liturgie einen Mangel an Kontemplation beklagt. Koch äußerte sich daher überzeugt, "dass es auch heute einer liturgischen Erneuerung bedarf, die heute erst recht in einer ökumenischen Perspektive zu verwirklichen ist".