Schächter warnte, es könne nicht sein, "dass ein mathematischer Algorithmus uns die Richtung des Denkens vorgibt". Viele Journalisten unterschätzten den Einfluss des Algorithmus zum Beispiel bei der Suchmaschine Google. Schächter, der nun an der Münchner Hochschule für Philosophie den ersten deutschen Lehrstuhl für Medienethik innehat, forderte eine "Ethik des Algorithmus" und Aufrechterhaltung der Standards des Qualitätsjournalismus.
Nirgendwo auf der Welt sei die Qualität und Differenziertheit der Presse so gut wie in Deutschland, sagte Schächter. Dieses breit aufgestellte System müsse geschützt werden. Die Marktfinanzierung des Printjournalismus sei eine der großen Zukunftsfragen. Im Internet sei durch eine Berichterstattung, die oft fast in Echtzeit stattfinde, die "alte Tugend der Gründlichkeit" in den Hintergrund und der "Schwarm" in den Vordergrund gerückt.
Schächter kritisierte auch die Anonymität im Internet, die zu einem "Verdachtsjournalismus" führe, bei dem ungestraft schwere Anschuldigungen geäußert würden. Der Präsident der Hochschule für Philosophie, Johannes Wallacher, sagte, der Lehrstuhl für Medienethik solle eine Reflexionsinstanz sein und Menschen aus Theorie und Praxis der Medien zusammenbringen.
Ehemaliger ZDF-Intendant sieht Medienvielfalt bedroht
Ehemaliger ZDF-Intendant sieht Medienvielfalt bedroht
Die Vielfalt der Medienlandschaft ist nach Ansicht des ehemaligen ZDF-Intendanten Markus Schächter durch das Internet gefährdet. "Monopolisierungstendenzen im Netz bedrohen die Vielfalt, die eines der höchsten Güter unserer Medienlandschaft ist", sagte Schächter am Dienstag in München. Die digitale Wende führe zu großen Umbrüchen, der "zerstörerischen Innovation" müssten Grenzen gesetzt werden.