Das "Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft" mache Angebote zur "Heilung" homosexueller Menschen, erklärte Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Landtagsfraktion. Solche Konversions- oder Reparativtherapien könnten jedoch zu "Ängsten, sozialer Isolation, Depression bis hin zum Suizid" führen.
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Homosexualität sei keine Krankheit und müsse auch nicht therapiert werden, betonte der Minister. Das kritisierte Institut wird getragen von dem Verein "Offensive Junger Christen" mit Sitz in Reichelsheim im Odenwald. Diese ist eine evangelische Kommunität und gehört dem Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an.
Nach Angaben Grüttners bietet die "Offensive Junger Christen" das "Freiwillige Soziale Jahr" für junge Menschen an. Wegen der Verbindungen zum Institut werde derzeit geprüft, ob die FSJ-Teilnehmer "Werte, die das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft zu den Themen Homosexualität und Gleichberechtigung der Geschlechter vermittelt", vermittelt bekämen.
Institut: Wir bieten keine Therapien an
Die Leiterin der Einrichtung, Christl Ruth Vonholdt, äußerte Unverständnis über die Vorwürfe. Das Institut setze sich lediglich für jene Minderheit "homosexuell empfindender Menschen ein, die sich mit einem homosexuellen Lebensstil nicht identifizieren kann oder will". Zudem respektiere man die "Würde, Autonomie und den freien Willen jedes Menschen". Die Einrichtung biete keine Therapien an, sondern berate ergebnisoffen und verweise auf Therapiemöglichkeiten. Es müsse das Recht homosexuell empfindender Menschen auf eine Therapie ihrer Wahl geschützt werden.
Die Grünen begrüßten Grüttners kritische Haltung: Das Institut habe immer wieder durch die Auffassung, Homosexualität sei eine Krankheit und solle therapiert werden, "Lesben und Schwule diskriminiert und Jugendliche verunsichert", sagte der Abgeordnete Kai Klose. Eine Eingreifen des Landes sei daher überfällig. Die Linke forderte die sofortige Einstellung der finanziellen Förderung sowie die Aberkennung als FSJ-Träger.
Zuschüsse können nicht entzogen werden
Grüttner sagte, womöglich werde ein Warnhinweis zur "Offensive Junger Christen" auf der Homepage der Landesarbeitsgemeinschaft FSJ und des Sozialministeriums veröffentlicht. Gleichwohl betonte er, dass der "Offensive Junger Christen" nicht die FSJ-Zuschüsse entzogen werden könnten, da der Verein zur Trägergruppe der EKD gehöre. So könne "keine Zulassung durch die Landesregierung entzogen werden".
Zudem soll nach Aussage von Grüttner bei der kommenden Sitzung der Landesarbeitsgemeinschaft der Träger des Freiwilligen Soziales Jahres in Hessen diskutiert werden, "ob die Mindeststandards, auf deren Basis die FSJ-Träger in Hessen arbeiten, entsprechend ergänzt werden müssen, um gesellschaftliche Diskriminierungen auszuschließen".