Statt der ursprünglich erwarteten 567 Millionen Euro würden in diesem Jahr rund 587 Millionen Euro eingenommen, teilte die zweitgrößte Landeskirche am Dienstag in Düsseldorf mit. Für kommendes Jahr werde zurückhaltend geplant und von Einnahmen aus der Kirchensteuer in Höhe von gut 575 Millionen Euro ausgegangen. Die rheinische Kirche, die sich über Teile von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, des Saarlandes und Hessens erstreckt, gehört zu den finanzstärksten der 20 evangelischen Landeskirchen.
Weitgehend saniert ist nach Angaben der Landeskirche das durch einen Millionenbetrug in Schieflage geratene kircheneigene Unternehmen Beihilfe- und Bezüge-Zentrum (bbz GmbH) in Bad Dürkheim. Die Entwicklung des bbz habe sich durch eine geänderte Geschäftspolitik stabilisiert und die Firma sei "auf dem Weg zu einer grünen Null", sagte der oberste Jurist der Evangelischen Kirche im Rheinland, Christian Drägert, am Montagabend vor Journalisten.
Die rheinische Kirche steckte als alleinige Gesellschafterin insgesamt 21,4 Millionen Euro in die Sanierung des Unternehmens. Sie hofft nun, dass die mutmaßlichen Betrüger ausfindig gemacht werden und ein bereits ergangenes Versäumnisurteil über 8,5 Millionen Euro vollstreckt werden kann. Auch über Schadenersatzprozesse könnte ein Teil des Geldes in die Kirchenkasse zurückfließen, sagte Drägert.
Strukturelle Probleme sowie eine offenbar betrügerische Geldanlage hatten das bbz in Not gebracht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Betrugsverdachts gegen mehrere Beschuldigte, die rheinische Kirche führt zudem disziplinarische Untersuchungen. Eine unabhängige Kommission sollte nach dem Skandal Vorschläge zur möglichen Verbesserung der Leitungs-, Führungs- und Aufsichtsstrukturen in der rheinischen Kirche erarbeiten. Sie legt ihren Bericht im Januar der rheinischen Landessynode vor.
Bei allem Bemühen um mehr Sicherheit gebe es aber keinen vollkommenen Schutz gegen betrügerische Absichten, sagte Drägert. Er ließ offen, ob das bbz dauerhaft in Trägerschaft der zweitgrößten Landeskirche mit knapp 2,8 Millionen Mitgliedern bleibt.