2010 gingen demnach im Schnitt der OECD-Länder 65 Prozent der Migranten einer Beschäftigung nach. In Deutschland lag die Rate bei 64 Prozent, stieg aber besonders stark von 57 Prozent im Jahr 2000. Schwer haben es hierzulande aber Hochqualifizierte und Zuwanderer, die im öffentlichen Sektor arbeiten wollen.
Während der Anteil der geringqualifizierten Zuwanderer am Arbeitsmarkt höher ist als der von in Deutschland Geborenen, finden hochqualifizierte Migranten seltener einen Job als hier geborene Menschen mit entsprechendem Abschluss. OECD-Experte Thomas Liebig erklärt sich den Befund mit Vorurteilen der Arbeitgeber. Migranten würden als niedrigqualifiziert, aber fleißig gelten, sagt er. Menschen mit niedrigen Abschlüssen bekämen also häufig eine Chance. Hochqualifizierte Migranten würden dagegen nicht als hochqualifiziert wahrgenommen.
Der öffentliche Sektor ist entscheidend
Gestützt wird Liebigs These durch einen Vergleich der Anstrengungen, die Zuwanderer und Nicht-Zuwanderer bei der Jobsuche betreiben: Migranten schreiben der Studie zufolge dreimal mehr Bewerbungen, bis sie zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden. Deutschland wirbt derzeit aufgrund des Fachkräftemangels gezielt um gut qualifizierte Ausländer. Erst in diesem Jahr trat das Gesetz zur sogenannten Blue Card in Kraft, das die Hürden zur Einwanderung senkt.
Im öffentlichen Sektor arbeiten in Deutschland nur halb so viele Migranten wie in Deutschland geborene Menschen. Laut Liebig ist der öffentliche Sektor entscheidend für die Integration, weil dort die Wahrscheinlichkeit für die Restbevölkerung hoch sei, auf Migranten zu treffen und als Normalität wahrzunehmen. "Deutschland hat hier geschlafen", sagte Liebig. Erst seit Kurzem bemühe sich die Politik um mehr Zuwanderer in diesem Sektor.
Der OECD-Bericht betrachtet vor allem die Chancen der Kinder von Zuwanderern auf dem Arbeitsmarkt, im Bildungsbereich sowie deren gesundheitliche, Lebens- und Einkommenssituation. Es ist der erste umfassende Integrationsbericht der OECD.
Keinen klaren Integrationsgewinner
13 Prozent der 15- bis 34-jährigen Migranten waren 2008 weder in Ausbildung noch Beschäftigung, im OECD-Schnitt waren es mehr als 16 Prozent. Bei den Nicht-Migranten lag die Quote in Deutschland bei neun, im OECD-Schnitt bei zwölf Prozent.
Im Vergleich der Industrieländer zeige sich, dass es keinen klaren Integrationsgewinner gebe, sagte Liebig. Deutschland habe aufgeholt, Siedlungsländer wie Kanada stünden aber nach wie vor besser da. Der Vergleich mit diesen Ländern helfe auch "Scheinhindernisse" bei der Integration zu entlarven, erläuterte Liebig. So sei es in Kanada für den Bildungserfolg durchaus gut, eine Schule mit vielen Migrantenkindern zu besuchen. Erst in Verbindung mit niedrigem sozio-ökonomischen Standard wirke sich eine Konzentration nachteilig aus.