Kritik an judenfeindlichen Aussagen in Arbeitshilfe des Erzbistums Köln

Kritik an judenfeindlichen Aussagen in Arbeitshilfe des Erzbistums Köln
Der frühere Landesrabbiner Henry Brandt nimmt Anstoß an judenfeindlichen Aussagen in einer Publikation des Erzbistums Köln.

Der Text bringe alles in Misskredit, was in Jahrzehnten des jüdisch-christlichen Dialogs erreicht worden sei, sagte der Brandt dem "Kölner Stadtanzeiger" (Dienstag). Eine Arbeitshilfe für alle Seelsorger zum "Eucharistischen Kongress" 2013 in Köln deutet dem Zeitungsbericht zufolge den Kreuzestod Jesu als Sühneopfer für den Ungehorsam des jüdischen Volkes und spricht von der Verworfenheit Israels.

###mehr-artikel###

Der Eucharistische Kongress vom 5. bis 9. Juni 2013 in Köln wird von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz veranstaltet und vom Erzbistum Köln ausgerichtet. Verfasser des Textes ist der Frankfurter Jesuitenpater Dieter Böhler.

Es handele sich dabei um ein "horrendes Jonglieren mit Bibelversen, das aus dem Alten Testament Konfetti macht", sagte Brandt, der auch Mitglied im Gesprächskreis "Juden und Christen" beim Zentralkomitee der deutschen Katholiken und jüdischer Vorsitzender des Koordinierungsrates der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit ist. Der Rabbiner nannte es "aberwitzig", dass ein solcher Text im Erzbistum Köln Grundlage der Verkündigung werde.

"Auf Israel eindreschen"

Der Vorsitzende des Gesprächskreises "Juden und Christen", Hanspeter Heinz, bezeichnete den Text als eine antijüdische Keule. "Die Eucharistie wird darin zum Prügel, um auf Israel eindreschen zu können", sagte Heinz der Zeitung. Es sei unverantwortlich, einen solchen Text in die Gemeinden zu geben.

Der Leiter des Kölner Seelsorgeamtes, Markus Bosbach, bezeichnete den Vorgang als ein bedauerliches Missverständnis. Ein ursprünglich zweiteiliger Beitrag Böhlers sei getrennt und zunächst nur zur Hälfte versandt worden. So habe der Eindruck entstehen können, Böhler rücke von der "bleibenden Erwählung Israels" ab. "Das tut mir sehr leid", sagte Bosbach. Der erste Teil von Böhlers Katechese werde nun nachgereicht.