Islamwissenschaftler: Sogenannte Ehrenmorde haben nichts mit Islam zu tun

Islamwissenschaftler: Sogenannte Ehrenmorde haben nichts mit Islam zu tun
Sogenannte Ehrenmorde haben für den Osnabrücker Islamwissenschaftler Bülent Ucar keine religiöse Motivation.

"Nicht im Islam liegen diese Taten begründet, sondern in einer archaisch-patriarchalischen Gesellschaftsstruktur", sagte Ucar der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochsausgabe). Er forderte dazu auf, genau zwischen religiösen und kulturellen Hintergründen zu differenzieren.

Am Mittwoch sollte vor dem Landgericht Osnabrück ein Prozess gegen einen 29-jährigen Mann und seinen 70-jährigen Schwiegervater beginnen, den die Staatsanwaltschaft als Ehrenmord bezeichnet hat. Der Jüngere soll in Absprachen mit dem 70-Jährigen seine 22-jährige Ehefrau erwürgt haben.

Der Islam-Experte Ucar erklärte, vergleichbare Fälle aus den vergangenen Jahren seien zumeist ähnlich strukturiert gewesen. "Das sind keine religiös geprägten Handlungen", betonte der Professor, der das Institut für islamische Theologie an der Universität Osnabrück leitet. Er fügte hinzu: "Solche Taten werden sehr oft islamisiert. Wenn so etwas in der Mehrheitsgesellschaft geschieht, spricht man von einem Familiendrama. Bei Fällen aus einem muslimischen Umfeld ist sofort von Ehrenmord die Rede."