Ende Oktober hatte das Kollegium schon einmal über das Thema diskutiert, war aber zu keiner Einigung gelangt. Reding hat ihren Vorschlag angesichts der Skepsis stellenweise überarbeitet. Dabei geht es um juristische Feinheiten: Es wird ein Zusammenhang zwischen der Quotenregelung und einer "rechtlich bindenden Auswahlprozedur" hergestellt.
Demnach sollen die Firmen ein transparentes Auswahlverfahren abhalten und bei gleicher Eignung den Vertreter des "unterrepräsentierten Geschlechts" bevorzugen. "In aller Regel sind das ja Frauen", unterstrichen am Montag EU-Diplomaten. Kommt es nach einem solchen Verfahren zu Beschwerden abgelehnter Kandidaten, liegt die Beweislast beim Unternehmen.
Redings Vorschlag gilt für große börsennotierte Konzerne. Kommt der Entwurf am Mittwoch durchs Kollegium, muss er noch von EU-Parlament und -Ministerrat beschlossen werden. Die Quote könnte dann ab etwa 2016 greifen. Redings Chancen in der Kollegiumssitzung stehen offenbar besser als im Oktober: Einige Kritiker der Quotenidee, etwa Handelskommissar Karel De Gucht, werden diesmal nicht anwesend sein und somit auch nicht mit abstimmen. Das Lager der Befürworter steht dagegen besser da, weil etwa die Quoten-Vorkämpferin Maria Damanaki (Fischereipolitik) eigens zur Sitzung angereist kommt.