Dies liege weniger am Urteil des Kölner Landgerichtes an sich, sondern vielmehr an der teils "sehr unsachlichen Diskussion in dessen Folge", sagte Schuster dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Ethikrat habe sich am vergangenen Donnerstag zu einem Ergebnis durchgerungen, das er für sehr gut vertretbar halte.
Schuster sagte, er habe das Gefühl, dass sich in der Debatte all jene Leute zu Wort gemeldet hätten, "die jetzt die Zeit gekommen sahen, endlich das zu sagen, was sie Juden und Muslimen schon immer mal sagen wollten". Jedem Beschneidungskritiker Antisemitismus oder Fremdenfeindlichkeit vorzuwerfen, sei allerdings "ebenso unsachlich". Er könne die Skepsis gegenüber dem Ritus nachvollziehen, weil er für die Mehrheit etwas Fremdes sei. Er erwarte aber, dass man sich inhaltlich mit einem Ritus auseinandersetze, bevor man Kritik übe. Es seien aber oft vermeintliche medizinische Gegenargumente aufgekommen, die nicht belegt seien.
Zwar will Schuster die Debatte über Beschneidungen an sich nicht als typisch deutsch bezeichnen - wohl aber die Tatsache, dass "ein einziges Urteil eines einzelnen Gerichts" so hochgekocht worden sei, "dass eine jahrtausendealte religiöse Tradition derart in die Kritik gerät". Man solle nun aber nicht überreagieren, empfahl der Vize-Zentralratspräsident. Das Kölner Urteil und die nun geführte Debatte allein hätten "keinen Einfluss" auf ein normales jüdisches Leben in Deutschland. Anders sähe es aus, "wenn dieses Einzelurteil auch höchstrichterlich bestätigt und zu allgemeinverbindlichem Recht würde", Schuster, der auch Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern ist.