Schneider nannte es "eine völlige Fehlentwicklung, dass das private Vermögen in Deutschland in der Summe höher ist als die öffentlichen Schulden". Es dürfe kein Ziel sein, möglichst viel Geld am Fiskus vorbeizuschleusen. "Dafür gilt es, das Bewusstsein zu wecken. Denn jeder braucht die Infrastruktur eines Staates, auch die Reichen."
Konkret für eine Wiedereinführung der Vermögenssteuer wollte sich der rheinische Präses nicht aussprechen. "Die Kirche gibt keine politischen Ratschläge, Politik müssen die Parteien machen", sagte Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland wird am 3. September 65 Jahre alt. Im März kommenden Jahres wird er aus dem Spitzenamt der zweitgrößten deutschen Landeskirche verabschiedet, seine Amtszeit als EKD-Ratsvorsitzender endet 2015. Vor zwei Jahren war der aus Duisburg stammende Theologe als Nachfolger Margot Käßmanns zum obersten Repräsentanten der fast 24 Millionen Protestanten in Deutschland gewählt worden.
Für seine verbleibende Amtszeit an der EKD-Spitze wünscht er sich nach eigenen Worten, "dass die christlichen Kirchen einen Beitrag zur Überwindung der Krise in Europa leisten". "Momentan wird Europa auf die Frage verengt: Wie viel gebe ich rein, wie viel bekomme ich raus?" sagte Schneider. Europa sei jedoch "eine Idee des friedvollen Zusammenlebens in sozialer Gerechtigkeit, die die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellt. Das gilt es klarzumachen."