Der 48-jährige Informatiker des vatikanischen Staatssekretariats war in den Dokumentenraub verwickelt, für den der frühere päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele Anfang Oktober zu 18 Monaten Haft verurteilt worden war. Sciarpelletti musste sich deshalb wegen Begünstigung vor dem Vatikangericht verantworten.
Die Anklage hatte zwei Monate Haft für den Informatiker gefordert. Die Verteidigung, die auf Freispruch plädiert hatte, kündigte nach der Urteilsverkündung Berufung an.
Sciarpellettis Anwalt Gianluca Benedetti hatte die Vorwürfe vor Gericht zurückgewiesen. Er widersprach auch Berichten über eine Freundschaft seines Mandanten mit Gabriele. Dagegen erklärte am zweiten und letzten Prozesstag der Vorgesetzte des Informatikers, Carlo Maria Polvani, Sciarpelletti habe sich enger Kontakte zu dem Kammerdiener gerühmt.
Umschlag von Gabriele gefunden
In Widersprüche hatte sich Sciarpelletti bei den Aussagen zu einem Umschlag mit Dokumenten Gabrieles verstrickt, der in der Wohnung des Informatikers gefunden worden war. Dabei handelte es sich um eine Schmähschrift gegen den Chef der vatikanischen Gendarmerie, Domenico Giani. Sciarpelletti hatte unter anderem erklärt, den Inhalt des Umschlags nicht zu kennen. Widersprüche führte er auf seinen seelischen Zustand bei der Verhaftung zurück, die ihn zutiefst schockiert habe.
Der "Vatileaks"-Skandal war nach einer Hausdurchsuchung in der Privatwohnung des Ex-Kammerdieners Gabriele Ende Mai aufgeflogen. Dabei waren zahlreiche vertrauliche Dokumente aus dem Vatikan sichergestellt worden. Kopien der Dokumente hatte Gabriele dem italienischen Journalisten Gianluigi Nuzzi übergeben, der sie in seinem Buch "Seine Heiligkeit. Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Benedikt XVI." veröffentlichte.