Die muslimischen Organisationen der Pariser Vororte kritisierten am Mittwoch die Kündigungen als "islamfeindlichen Akt". Die Religionsausübung des Islam werde in Frankreich nicht akzeptiert, sagte Mohamed Henniche, Präsident der Union der muslimischen Vereine im Vorortdepartement Seine-Saint-Denis, dem epd.
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Anfang der Woche hatte der sozialistische Bürgermeister des Pariser Vororts Gennevilliers, Jacques Bourgoin, vier muslimische Betreuer ihres Amtes enthoben, da sie im Fastenmonat Ramadan von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang weder aßen noch tranken. Dabei argumentierte er mit der Sicherheit der Kinder. 2009 war eine fastende Betreuerin bei einem Ausflug im Minibus am Steuer eingeschlafen war und hatte einen Unfall mit zwei verletzten Kindern verursacht. Laut Arbeitsvertrag sind Betreuer seither verpflichtet, körperlich in Form zu sein sowie aufzupassen, dass "sie selbst und die Kinder im Ferienzentrum ausreichend essen und trinken".
Arbeitsverträge sollen geändert werden
Henniche fügte hinzu, zwar habe sich mit dem Regierungswechsel die Stimmung im Land beträchtlich beruhigt. Dennoch würden auch manche Politiker im linken Lager Öl ins Feuer gießen. Kritik kam auch vom Rat der französischen Muslime, die mit einer Klage im Namen der Religionsfreiheit und wegen Diskriminierung drohten. "Werden Fußballspieler vom Feld verwiesen, weil sie den Ramadan machen?" sagte der der Vertreter der Großen Moschee von Paris, Abdallah Zekri. Bei der Kündigung handele es sich um eine Einmischung ins Privatleben. Am Samstag ist zudem eine Demonstration vor dem Rathaus in Gennevilliers geplant.
Angesichts der Proteste kündigte Bürgermeister Jacques Bourgoin am Mittwoch an, die Klausel aus den Arbeitsverträgen zu streichen. Zu Beginn des neuen Schuljahres werde er ein Treffen mit Gewerkschaften, Angestellten und Verantwortlichen der Ferienzentren organisieren, um das Problem "gelassen" zu debattieren. Er schränkte ein, dass der Artikel im Vertrag nur Personal betroffen habe, das 24 Stunden am Tag für die Kinder da sein müsse. Er sei falsch verstanden worden, lässt die Gemeinde in einem Communiqué wissen.