Der Konflikt zwischen dem Sudan und dem seit neun Monaten unabhängigen Südsudan eskaliert von neuem. Die sudanesische Luftwaffe bombardierte nach Presseberichten am Montag erneut zwei Städte im Süden. Wie die südsudanesische Tageszeitung "Sudan Tribune" meldete, flogen die Bomber Angriffe auf Bentiu, die Hauptstadt des Bundesstaates Unity, und das benachbarte Rubkona.
Die sudanesische Angriffe durch MiG-29-Kampfflugzeuge begannen laut Augenzeugen kurz vor neun Uhr morgens. Das südsudanesische Militär sprach von vier Flugzeugen, die je eine Bombe abgeworfen hätten. Nach unbestätigten Berichten kamen vier Menschen ums Leben, darunter ein Junge. Ein Ziel war offenbar der Markt im Zentrum von Bentiu, ein anderes die Brücke an der Straße nach Rubkona. Die Marktstände sollen stundenlang gebrannt haben.
Wichtige Erdölvorkommen
In der Nähe von Bentiu befinden sich wichtige Erdölvorkommen, um die beide Länder streiten. Der Sudan veranlasste die Bombenangriffe, obwohl der Südsudan nach eigenen Angaben seine Truppen von den umstrittenen Ölfeldern Heglig am Wochenende wieder abzog. 400 südsudanesische Soldaten sollen beim Kampf um Heglig gestorben sein, sagte der sudanesische Präsidentenberater Nafe Ali Nafie. Über eigene Verluste machte er keine Angaben.
In Heglig wird die Hälfte des sudanesischen Öls gefördert. Der Status des Gebiets ist ungeklärt. Beide Länder erheben Anspruch auf die Ölfelder, die im Moment dem Sudan zugeordnet sind. Wegen der Ölvorkommen liegen die beiden sudanesischen Staaten seit Monaten im Streit, die Ölförderung liegt weitgehend brach. Die größten Ölfelder liegen im Südsudan, der aber wiederum die Pipelines im Norden für den Export braucht.
Der Südsudan wurde am 9. Juli 2011 ein unabhängiger Staat. Dies sollte der Schlusspunkt eines Friedensprozesses sein, nach zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg zwischen dem islamisch-arabisch geprägten Norden und dem afrikanischen Süden des Landes. 2005 war ein Friedensvertrag geschlossen worden.