Eine Kirchenmitarbeiterin bezeichnete am Dienstag das wilde Hopsen in der russisch-orthodoxen Christi-Erlöser-Kathedrale in Moskau als "Satanstanz". Ein weiterer Zeuge sagte aus, die jungen Frauen hätten "die heiligen Traditionen und Werte der Kirche mit Füßen getreten". Er fühle sich beleidigt.
Die drei Musikerinnen sitzen seit Februar in Untersuchungshaft, nachdem sie in der Christi-Erlöser-Kathedrale, der Hauptkirche der russischen Orthodoxie, ein Punkgebet gefeiert hatten. Dabei übten sie scharfe Kritik am Kreml-Chef Wladimir Putin. Unter anderem tanzen sie vor dem Altar und sangen Verse wie "Mutter Gottes, vertreibe Putin!" Sie stehen nun wegen Rowdytums vor Gericht, ihnen drohen bis zu sieben Jahre Haft.
Kyrill: Konzert war eindeutig Gotteslästerung
Nach dem Prozessauftakt am Montag rechnen Beobachter mit einem harten Urteil gegen die drei Musikerinnen. Das Eingeständnis eines "ethischen Fehlers" seitens der Angeklagten Nadeschda Tolokonnikova sei "faktisch ein juristisches Schuldeingeständnis", sagte der Vorsitzende der Anwaltsassoziation "Für die Menschenrechte", Jewgeni Archipow, der Zeitung "RBKDaily". Darauf könnte ein hartes Urteil folgen.
Damit rechnen auch die Anwälte der Angeklagten. Das Gericht habe sich längst entschieden und werde einen Schuldspruch fällen, sagte Mark Fejgin, der Verteidiger von Tolokonnikova. Laut Juri Pilipenko, dem Vizepräsidenten der Föderalen Anwaltskammer, ist "das Recht längst in den Hintergrund gedrängt worden".
Die russisch-orthodoxe Kirche verurteilt unterdessen weiterhin die Aktion der Punkband. Für Patriarch Kyrill I. ist das kurze Konzert in der Kathedrale eindeutig Gotteslästerung. Kirchensprecher Wsewolod Tschaplin ließ bereits vor einiger Zeit verlauten: "Gott hat mir persönlich offenbart, dass er 'Pussy Riot' verurteilt."