Seit April habe sich die Zahl der registrierten syrischen Flüchtlinge in den Nachbarländern auf etwa 112.000 Menschen verdreifacht, sagte der Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR, Adrian Edwards, dem epd am Mittwoch in Genf. Die schweren Kämpfe in der Hauptstadt Damaskus zwischen Regierungstruppen und Oppositionellen drohten eine neue Flüchtlingswelle auszulösen. Viele Flüchtlinge überquerten die Grenzen nur mit ihren Kleidern und wenigen Habseligkeiten.
"Die meisten sind völlig erschöpft und verzweifelt, sie sind auf humanitäre Hilfe angewiesen", erläuterte der Sprecher. In der Türkei hätten sich etwa 40.000 Syrien-Flüchtlinge registrieren lassen, in Jordanien mehr als 33.000. Im Libanon geht das UNHCR von mehr als 30.000 syrischen Flüchtlingen aus. Im Irak hätten rund 7.000 Syrer Zuflucht gefunden. Die Dunkelziffer der Flüchtlinge dürfte aber beträchtlich höher liegen als die Zahl der offiziell registrieren Flüchtlinge, wie Edwards betonte. Viele Menschen auf der Flucht wollten sich nicht registrieren lassen.
Die Geberländer hätten bislang nur rund ein Viertel der benötigten Hilfs-Gelder für die Syrienflüchtlinge bereitgestellt, bedauerte der Sprecher. Das UNHCR geht von einem Bedarf von 193 Millionen US-Dollar für die Syrien-Hilfe bis Ende 2012 aus. Der Präsident Syriens, Baschar al-Assad, versucht seit März 2011 mit brutaler Gewalt einen Volksaufstand gegen seine Herrschaft zu ersticken. Dabei starben nach Schätzungen mehr als 15.000 Menschen.