Keinen oder nur geringen Einfluss auf die Schulabbrecherquote haben demnach Faktoren wie die Verschuldung der Kommune, der Standort der Schule und die Schulart sowie der Anteil ausländischer Schüler. Zur Bekämpfung des Schulabbruchs seien aber vor allem der politische Wille und die Kooperation aller Verantwortlichen vor Ort notwendig, sagte Caritas-Präsident Peter Neher.
Das RWI hat für die Studie sozioökonomische Daten der mehr als 400 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland ausgewertet und sie mit der Schulabbrecherquote der Region verglichen. Die Daten stammen aus dem Jahr 2009. Im bundesweiten Schnitt brachen damals rund 7,2 Prozent der Jugendlichen ohne einen Abschluss die Schule ab.
Die Quoten sind von Landkreis zu Landkreis aber höchst unterschiedlich: Während im bayerischen Kreis Forchheim 2,4 Prozent der Jugendlichen die Schule abbrachen, war es im Kreis Wismar in Mecklenburg-Vorpommern rund jeder vierte Jugendliche (26,6 Prozent). Auch in den Bundesländern selbst variieren die Abbrecherquoten. Die Studie folgert daraus, dass die Bildungspolitik der Länder nicht allein verantwortlich für die Anzahl der Schulabbrecher ist.
Ist die Förderschule eine Sackgasse?
Im Osten Deutschlands verlassen im Schnitt mehr Jugendliche die Schule ohne Abschluss als in der alten Bundesrepublik. Warum die Abbrecherquote in einzelnen Regionen deutlich höher ist als beispielsweise sogar im Nachbarkreis, ist den Verfassern der Studie zufolge nicht eindeutig zu beantworten. Im Ergebnis konnte nur ein Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und dem Anteil der Förderschüler mit der Schulabrecherquote nachgewiesen werden. Arbeitslosigkeit der Eltern oder im Umfeld wirke sich negativ auf die Lernmotivation aus, folgerte Caritas-Generalsekretär Georg Cremer.
Die Förderschule könne sich als bildungspolitische Sackgasse erweisen, sagte Neher weiter. Nach der Studie wächst der Anteil der Schulabbrecher um 0,6 Prozent, wenn der Anteil der Förderschüler um ein Prozent ansteigt. In Mecklenburg-Vorpommern mit der im Ländervergleich höchsten Schulabbrecher-Quote (16,2 Prozent) gibt es auch besonders viele Förderschüler: Acht Prozent sind es dort, im Bundesdurchschnitt dagegen 4,4 Prozent.
Die Studie habe aber auch gezeigt, dass Städte, in denen sich kommunale und zivilgesellschaftliche Akteure gemeinsam für die Befähigung von Schülern einsetzten, erfolgreicher seien als andere, sagte Neher. "Ich wünsche mir eine Bildungsdebatte vor Ort, die nicht in Schulzuweisungen stecken bleibt, sondern alle Chancen und Potenziale auslotet", sagte der Caritas-Präsident. Wenn es gelinge, die Schulabbrecherquote bundesweit auf vier Prozent zu senken, würde dies rund 25.000 Jugendlichen das Scheitern ersparen.