"Nicht nur in Deutschland haben wir Anlass, das Reformationsjubiläum zu feiern", sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem in Fulda erscheinenden Magazin "Der Kirchentag". Käßmann: "Wir müssen auch die weltweite Ökumene einbeziehen."
Sie wolle gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund, dem Ökumenischen Rat der Kirchen und der Konferenz Europäischer Kirchen nach einem "gemeinsamen Faden" für das Großereignis suchen, fügte Käßmann hinzu: "Es ist ja die Frage, was 2017 in anderen Ländern passiert, in denen der Protestantismus Fuß gefasst hat."
"Nach vorne schauen"
Käßmann sprach sich gegen ein evangelisch-katholisches Schuldbekenntnis aus Anlass des Reformationsjubiläums wegen der damals entstanden Trennung aus. "Das wäre meines Erachtens das falsche Signal", betonte sie. Sinnvoll wäre vielmehr eine Geste der Versöhnung. "Wir sollten das Reformationsjubiläum nicht nur rückwärtsgewandt feiern, sondern auch nach vorne schauen. Da könnte eine große symbolische Versöhnungsgeste ein wenig die Brüche unter den Mitgliedern unserer Kirchen heilen", erklärte die frühere Generalsekretärin des Kirchentages.
Zur Ökumene räumte die frühere hannoversche Landesbischöfin ein, sie selbst habe damals gedacht, dass evangelische und katholische Christen beim Kirchentag 2003 in Berlin zusammen das Abendmahl feiern könnten. Doch heute gebe es "eine gewisse Erschöpfung bei den Gemeinden, die nicht zu unterschätzen ist", fügte die Theologin hinzu. "Außerdem erleben wir eine ökumenische Ernüchterung."