Knapp die Hälfte der Befragten (47,3 Prozent), die fast alle im Besitz eines Daueraufenthaltsrechtes waren, sieht in der persönlichen Situation keinen Unterschied zum Status eines Eingebürgerten. Die Möglichkeit, wählen zu gehen, lockt die Zuwanderer nicht. Nur knapp 55 Prozent gaben generell an, dass sie wählen gehen würden, wenn sie dürften. Dieser Wert liegt wesentlich niedriger als die Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl 2009 (rund 70 Prozent).
"Eine Regierung sollte ein Interesse daran haben, dass sie durch einen großen Teil der Bevölkerung legitimiert wurde", schreibt die Autorin Anne-Kathrin Will in dem Bericht. Zuwanderern, die lange in Deutschland leben, dürften keine Steine in den Weg gelegt werden. Auch doppelte Staatsangehörigkeiten seien zu diskutieren.
In Deutschland haben nur EU-Bürger und in wenigen Ausnahmefällen Staatsbürger anderer Länder das Recht, den Pass ihres Herkunftslandes neben dem deutschen zu behalten. Vertreter der Opposition sowie Flüchtlings- und Migrantenverbände fordern seit längerem die Zulassung der doppelten Staatsbürgerschaft. Sie kritisieren auch die Optionsregelung, nach der sich in Deutschland geborene Kinder von Zuwanderern zwischen dem 18. und 23. Lebensjahr für einen der Pässe entscheiden müssen, die sie von Geburt an haben - den deutschen und den der Eltern.
Wenn Jugendliche entscheiden müssen, wählen sie "deutsch"
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) will die Optionsregelung behalten. In der vergangenen Woche präsentierte sein Ressort eine Studie, nach der sich fast alle (98 Prozent) der optionspflichtigen Jugendlichen für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheiden. Aus einer weiteren Befragung im Auftrag des Ministeriums geht aber auch hervor, dass 67 Prozent der nichteingebürgerten Zuwanderer den deutschen Pass nicht anstreben, weil sie dann ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit aufgeben müssten.
Der SVR-Forschungsbereich hat die deutschen Daten des im Mai vorgestellten Immigrant Citizens Survey gesondert ausgewertet. Für die Studie wurden Zuwanderer in sieben europäischen Ländern zu ihrer Sicht unter anderem auf Integrationsmaßnahmen und ihren Chancen am Arbeitsmarkt befragt.
In Deutschland hat der Arbeitsmarkt dem Bericht zufolge für Migranten zwei Seiten: Zuwanderer sind häufiger arbeitslos als der Rest der Bevölkerung. Wenn sie Arbeit haben, passt der Beruf aber gut zu ihren Qualifikationen und Fähigkeiten. Nur 15 Prozent der befragten erwerbstätigen Zuwanderer gaben an, nicht adäquat beschäftigt zu sein.