Reformierte Weltgemeinschaft verlegt Sitz nach Hannover

Reformierte Weltgemeinschaft verlegt Sitz nach Hannover
Hintergrund für die Standortverlegung ist die angespannte Finanzlage der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen.
05.11.2012
epd, evangelisch.de

Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen wird ihren Sitz von Genf nach Hannover verlegen. Das teilte der Generalsekretär der konfessionellen Weltorganisation, Setri Nyomi, am Montag am Rande der Jahrestagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Timmendorfer Strand mit. Zuvor hatte das Leitungsgremium des Dachverbandes in einer schriftlichen Abstimmung die Entscheidung für die niedersächsische Landeshauptstadt mit Drei-Viertel-Mehrheit gebilligt.

Hintergrund für die Standortverlegung ist die angespannte Finanzlage der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Die Beitragszahlungen der Mitgliedskirchen an die Weltgemeinschaft erfolgen überwiegend in Euro und US-Dollar. Durch hohe Wechselkursverluste zum starken Schweizer Franken sei seit Jahren ein großer Teil der Einnahmen verloren gegangen. "Auf Dauer hätte die Weltgemeinschaft diese Kursverluste nicht verkraften können", sagte Präsident Jerry Pillay aus Südafrika. Auch sei es nicht mehr zu erklären, weshalb die Organisation in einer der teuersten Städte der Welt residiere. Generalsekretär Nyomi bezifferte die Einsparungen durch den Umzug auf 166.000 Euro pro Jahr, bei einem Gesamthaushalt von 1,4 Millionen Euro.

Dachorganisation von 230 Kirchen in 108 Ländern

Der Umzug von Genf nach Hannover soll zum 1. Januar 2014 erfolgen. Die Weltgemeinschaft vertritt mehr als 80 Millionen reformierte Christen, ihr Stab umfasst sieben Mitarbeiter. Die Dachorganisation umfasst nahezu 230 Kirchen in 108 Ländern. Deutsche Mitglieder sind die Evangelisch-reformierte Kirche und die Lippische Landeskirche. In Hannover hat bereits der Reformierte Bund seinen Sitz. Er vereint etwa 430 reformierte Gemeinden, Synoden und Kirchen und versteht sich als Dachverband der reformierten Christen in Deutschland.

Die reformierten Kirchen stehen in der Tradition von Johannes Calvin, John Knox, Huldrych Zwingli und anderer Reformatoren des 16. Jahrhunderts. Reformierte Gemeinden sind sehr basisorientiert, die Kirchenleitung erfolgt presbyterial-synodal im Unterschied zu episkopal-bischöflich geleiteten Kirchen. Sie zeichnen sich aus durch einen sachlichen Stil in der Gestaltung der Kirchen und der Verkündigung.

Niedersachsen begrüßt Weltgemeinschaft der Reformierten

Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister und Kultusminister Bernd Althusmann begrüßten am Montag die Entscheidung des Weltbundes: "Das ist ein großartiges Signal für Hannover und wird eine große Bereicherung für das Land darstellen", sagte McAllister. Althusmann ergänzte, die Entscheidung sei als eine Anerkennung des niedersächsischen Staatskirchenrechts  zu werten.