Am Umgang einer Gesellschaft mit ihren Toten könne man ablesen, wie sie es mit den Lebenden hält, sagte der Kardinal am Samstag in seinem "Wort des Bischofs" im rbb-Hörfunk. So sei es einem Friedhof anzusehen, ob er noch seine ursprüngliche Funktion erfüllt, nämlich ein Ort zu sein, an dem sich Lebende und Tote treffen. Oder ob er vielmehr zu einer "letzten Deponie" geworden ist, auf der Verstorbene verscharrt werden, sagte der Berliner Erzbischof.
Dem Gedenken der Gemeinschaft entzogen
"Mich fröstelt's, wenn mir jemand sagt, er wolle anonym bestattet werden", sagte der Kardinal weiter. Offenbar solle den Hinterbliebenen dadurch die Grabpflege erspart bleiben, die Zeit und Geld koste. Man wolle nach dem Tod niemandem "zur Last fallen", heiße es oft. Ihn erschreckten solche Begründungen, sagte Woelki: "Fällt denn eine Familienmutter, ein Familienvater den Kindern und Enkeln mit dem Wunsch nach einem persönlichen Grab wirklich so sehr zur Last?"
Ein anonym Bestatteter sei dem Gedenken der Gemeinschaft entzogen, unterstrich der Erzbischof. "Es gibt dann keinen Ort für ein Grablicht zu Allerseelen oder zum Totensonntag; keinen Ort, an dem die Familie und die Freunde an diesen Novembertagen des Totengedenkens auf dem Friedhof zusammen kommen."