Spitzenvertreter der evangelischen Kirchen und der muslimischen Verbände in Hessen verurteilen die gezielte Verletzung von religiösen Gefühlen durch Kunst, Karikaturen und Filme. Bei Konflikten wie nach der Veröffentlichung des Schmähfilms über Mohammed in diesem Sommer seien etwa gemeinsame Stellungnahmen hilfreich, sagte der Vorsitzende der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen, Ramazan Kuruyüz, bei einem Treffen am Montag in Bad Homburg. Diese seien auch ein wichtiges Signal nach außen.
Die Muslime erwarteten sich in Konfliktfällen die "Rückendeckung" der evangelischen Kirche, fügte Kuruyüz hinzu. Ebenso sei es selbstverständlich, dass sich die Muslime äußerten, wenn die christliche Religion beleidigt werde. "Auch Jesus ist für Muslime eine wichtige Figur, einer der Gesandten Gottes", sagte Kuruyüz.
Die Wurzeln neu sehen lernen
Um antiislamische und antichristliche Vorurteile abbauen zu können, sei es nötig, ihre theologischen Grundlagen sowie ihre historischen und kulturellen Wurzeln neu sehen zu lernen, sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung. Im historischen Rückblick erkenne man klarer, wo die Gemeinsamkeiten und wo die Unterschiede lägen. Dem besseren Verständnis dienten auch gegenseitige Einladungen zu religiösen Festen.
Es gehe nicht darum, in Konfliktfällen gleich mit dem Staatsanwalt zu drohen, sagte der kurhessische Bischof Martin Hein. Es müsse vielmehr ein Bewusstsein geschaffen werden, "dass es in unserer säkularisierten Gesellschaft auch religiöse Gefühle gibt, die es zu achten gilt".