Barmer GEK-Chef sieht Transplantationssystem in der Krise

Barmer GEK-Chef sieht Transplantationssystem in der Krise
Durch die im Sommer aufgedeckten Betrugsfälle bei der Organspende ist nach Auffassung des Barmer GEK-Chefs Christoph Straub das gesamte Transplantationssystem in die Krise geraten.
29.10.2012
epd
Corinna Buschow

"Noch lässt sich gar nicht genau sagen, wie groß der Vertrauensverlust wirklich ist", sagte der Vorstandsvorsitzende der größten gesetzlichen Krankenversicherung dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Donnerstag startet die sogenannte Entscheidungslösung, von der sich die Bundesregierung mehr spendewillige Bürger verspricht.

Die Krankenversicherungen sind künftig gesetzlich verpflichtet, ihre Mitglieder regelmäßig über Organspende zu informieren und ihre Spendebereitschaft abzufragen. Einen Zwang zur Entscheidung gibt es jedoch nicht.

Straub forderte, "das gesamte System der Organisation und Finanzierung von Organspende auf den Prüfstand" zu stellen. Er regte erneut eine Reduzierung der Tranplantationszentren an, in denen gespendete Organe verpflanzt werden. "Wir haben viel zu wenig Organe und zu viele Transplantationszentren", sagte Straub. Regelmäßig würden festgelegte Mindestmengen unterschritten.

"Wir brauchen kritische Größen, um Qualität, medizinische Exzellenz und eine höhere Patientensicherheit zu gewährleisten", betonte der Krankenkassen-Chef. Eine Reduzierung der mehr als 40 Zentren wurde bereits im Sommer angeregt. Vorgeschriebene Mindestmengen für Eingriffe in Krankenhäusern sollen dafür Sorge tragen, dass genug Erfahrung und Kompetenz für die Operationen vorhanden ist.

Die Barmer GEK will nach Straubs Worten ihre Versicherten erstmals im Frühjahr mit Informationsmaterial zur Organspende versorgen. Dabei soll die Diskussion der vergangenen Monate auch eine Rolle spielen: "Gerade weil wir unsere aufklärende Rolle verstärken, kann unsere Kommunikation nicht einfach darüber hinweg gehen", sagte er.

Manipulationen bei der Organspende mit dem Ziel, Patienten auf der Warteliste nach vorn rutschen zu lassen, sorgten zuletzt für gesunkenes Vertrauen gegenüber den oft lebensrettenden Eingriffen. Die Diskussion darüber überlagerte die Verabschiedung der fraktionsübergreifend initiierten Entscheidungslösung, mit der die Hoffnung auf mehr Spender verbunden ist. Derzeit warten bundesweit mehr als 12.000 Menschen auf ein neues Organ.