Kim hat sich als Aids- und Tuberkulose-Experte einen Namen gemacht. Derzeit leitet er das Dartmouth College in den USA. Er tritt am 1. Juli die Nachfolge des US-Amerikaners Robert Zoellick an, der nach fünfjähriger Amtszeit ausscheidet. Traditionell stellen die USA die Spitze der Weltbank, während die Europäer die Chefposition des Internationalen Währungsfonds besetzen, die derzeit die Französin Christine Lagarde innehat. Das System wird aber zunehmend kritisiert, da die Schwellenländer wirtschaftlich und politisch an Einfluss gewinnen.
Weil sich die Stimmverteilung der 187 Mitgliedsländer nach ihren Kapitalanteilen an der Weltbank richtet, haben die Industrienationen eine Mehrheit. Kim ist in Südkorea geboren und kam als Kind in die USA.
Um das Führungsamt der Weltbank waren auch erstmals seit ihrer Gründung 1944 bis zuletzt qualifizierte Bewerber aus Lateinamerika und Afrika ins Rennen gegangen. Der frühere kolumbianische Finanzminister José Antonio Ocampo hatte seine Kandidatur am Wochenende zurückgezogen. Dabei äußerte er sich enttäuscht über das "politische Spiel" und die fehlende Unterstützung seines eigenen Landes. Nach seinem Rückzug sprach sich Ocampo für die nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala aus, die ihre Bewerbung bis Montag aufrecht hielt.
Entwicklungsexperten zeigten sich enttäuscht, dass sich die USA mit ihrer Vormachtstellung mit über 16 Prozent Kapitalanteilen wieder durchgesetzt haben. "Es ist eine Chance vertan worden", sagte Peter Wahl, Finanzexperte des Berliner Vereins WEED (Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung). Der Anspruch Washingtons sei völlig veraltet. Wahl äußerte sich überzeugt, dass die nächste Persönlichkeit nach Kim nicht aus den USA kommen wird: "Das war wahrscheinlich das letzte Mal in der Weltbankgeschichte."
Zugleich bekundete Wahl Respekt vor Kim und seiner Qualifikation für die Weltbank-Spitze. Gegen seine Person sei nichts einzuwenden, sagte er. Dem neuen Präsidenten falle nun die Aufgabe zu, die Weltbank konsequent auf Armutsbekämpfung auszurichten, die Förderung des Privatsektors und der problematischen Großprojekte zurückzudrängen und sich für neue Energiekonzepte zu öffnen.