Gegen die Aktion sei aus Gründen der Religionsfreiheit an sich nichts einzuwenden, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. "Der Koran ist eine heilige Schrift und wird weltweit von vielen Millionen Menschen gelesen", fügte er hinzu. Es gehöre zur Religionsfreiheit, dass die heiligen Schriften der Religionen jedem Menschen zugänglich sein müssen.
Deutliche Kritik an Initiatoren
Sehr kritisch äußerte der evangelische Theologe sich aber zu den Initiatoren der Koranverteilungen. "Eine ganz andere Sache ist natürlich, wenn man sich anguckt, wer das macht", sagte Bohl, der auch stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Der Salafismus sei innerhalb des Islams nur eine "winzigkleine Strömung".
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Diese habe ein "ungeklärtes Verhältnis zur Gewalt" oder gebe Anlass zu der Vermutung, "dass man dort Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung bejaht", sagte Bohl. "Es kann aus meiner Sicht keinen Zweifel daran geben, dass es sich dabei um Verfassungsfeinde handelt." Der Salafismus verdiene jede Beobachtung durch die deutschen Verfassungsschutzorgane.
Vertreter der Salafisten hatten jüngst mit kostenlosen Koranverteilungen in mehreren deutschen Städten auf sich aufmerksam gemacht. Im Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen kam es zudem zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Nach Schätzungen des Verfassungsschutzes leben rund 3.800 Salafisten in Deutschland. Salafismus steht für eine rückwärtsgewandte Minderheitenströmung im Islam, die mit Demokratie und Menschenrechten unvereinbar ist.