Berlin (epd). Die Kenntnisse der Menschen in Deutschland über den Nationalsozialismus weisen einer Studie zufolge teilweise große Lücken auf. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung zum Geschichtsbewusstsein und der Erinnerungskultur.
Für die Studie wurden im Oktober 2024 online 3.000 Menschen ab 18 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland befragt. Über die Hälfte der Befragten gab an, wenig oder überhaupt nichts über die NS-Geschichte am eigenen Wohnort zu wissen. Sofern Orte in dem Zusammenhang genannt wurden, habe es sich um Erinnerungsorte an Gewalttaten oder Opfer gehandelt, etwa Stolpersteine und Kunstwerke.
Der größte Teil der Befragten gab an, erstmals in der Schule mit der NS-Zeit konfrontiert worden zu sein. Dabei halbierte sich die Zahl derjenigen, die der Meinung waren, in der Schule „sehr viel“ über den Nationalsozialismus erfahren zu haben gegenüber Vorstudien von rund 20 Prozent auf neun Prozent.
Nur etwa ein Drittel (35,5 Prozent) habe grob erklären können, was im Kontext der NS-Zeit unter „Euthanasie“, also der Ermordung Kranker, zu verstehen ist. Etwa drei Viertel der Befragten konnten keine realistischen Einschätzungen zu Opferzahlen geben. Dies betraf unter anderem die sogenannten „Euthanasie“-Morde, die Anzahl ermordeter Sinti und Roma und die Anzahl von Zwangsarbeitern.
Die „Gedenkanstoß-Memo-Studie“ erfolgte im Auftrag der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft. Dieser „Multidimensionale Erinnerungsmonitor“, kurz: Memo, erfolgt den Angaben zufolge regelmäßig seit 2018.