Bad Bramstedt (epd). Die Landarztquote allein wird nach Einschätzung des Präsidenten des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte (HNO), Jan Löhler, den zunehmenden Ärztemangel auf dem Land nicht beheben. Wichtiger sei es, die Infrastruktur in ländlichen Regionen für Ärzte und ihre Familien zu verbessern, um auch für jüngere Mediziner attraktiv zu werden. „Da ist viel kaputtgegangen in der vergangenen Jahren“, sagte Löhler dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Nach dem 2017 verabschiedeten „Masterplan Medizinstudium 2020“ können die Bundesländer bis zu zehn Prozent der Medizinstudienplätze für Bewerber reservieren, die sich verpflichten, nach Ende ihres Studiums und einer Weiterbildung in der Allgemeinmedizin für bis zu zehn Jahre in einer Landpraxis zu arbeiten. Bei Abbruch der Vereinbarung drohen Vertragsstrafen. Elf der 16 Bundesländer haben bereits eine Landarztquote eingeführt.
Grundsätzlich sollte eine solche Quote im Studium auch für Fachärzte der Grundversorgung wie den HNO-Ärzten gelten, forderte Löhler. Denn HNO-Praxen gehörten zur fachärztlichen Basisversorgung und seien neben den Hausärzten wichtigste Ansprechpartner für Patienten vor Ort.
Zusätzlich zu den strukturellen Schwierigkeiten zeige sich die Tendenz, dass junge Ärztinnen und Ärzte lieber in Festanstellung und in den Metropol-Regionen von Deutschland arbeiten wollten. Eine eigene Praxis zu führen, die mitunter Wochenarbeitszeiten von 50 und mehr Stunden und auch Bürokratie mit sich brächten, sei für viele Jüngere nicht erstrebenswert. Es werde dabei aber übersehen, so der Verbandschef, dass die Ärzte in der Selbstständigkeit unabhängig von festen Arbeitszeiten seien und ihr Arbeitspensum selbst bestimmen könnten. Das sei einer der entscheidenden Vorteile einer eigenen Praxis, betonte Löhler.
Zudem seien außerhalb der Metropolen die Mieten und Grundstückspreise niedriger, die Lebenshaltungskosten günstiger als in den Städten. Das gelte auch für die Lohnkosten für Praxispersonal. Für die Kinder der Arztfamilien müssten die ländlichen Regionen allerdings ausreichend Kindergartenplätze und Schulen anbieten. „Wenn die Rahmenbedingungen nicht gut sind, werden manche die Vertragsstrafen in Kauf nehmen“, sagte Löhler. Dagegen sei eine gute Infrastruktur auf dem Land nicht nur für Ärzte interessant. „Das gilt für viele Branchen“, sagte er, „zum Beispiel auch für das Handwerk“.