Gedenkfeier erinnert an Befreiung von Bergen-Belsen vor 80 Jahren

Gedenkfeier erinnert an Befreiung von Bergen-Belsen vor 80 Jahren

Bergen-Belsen (epd). 80 Jahre nach der Befreiung von Bergen-Belsen hat Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) die Bedeutung der Erinnerung an die Geschichte des Konzentrationslagers betont. „Erinnerungsarbeit mag noch so schwer und bedrückend sein, sie ist die Brücke zur Gegenwart und zu den Konsequenzen, die daraus heute für uns folgen“, sagte Weil am Sonntag bei der Gedenkfeier des Landes, der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen und der Gedenkstätte in Bergen-Belsen.

Auch heute gebe es in vielen Ländern der Welt Rassismus und Antisemitismus sowie Ausgrenzung und Aggression gegenüber Menschen, die anders seien. „Nirgendwo muss uns das mehr aufrütteln als in Deutschland“, betonte Weil vor der Inschriftenwand, die auf dem Gelände der Gedenkstätte Bergen-Belsen an die Opfer erinnert. „Schoah und Holocaust sind nun einmal Teil unserer Geschichte, das 'Nie wieder' der Auftrag unserer Verfassung.“

Weil hob besonders den Einsatz der Überlebenden für die Erinnerungskultur hervor und nannte sie in seiner Begrüßung an erster Stelle. Zu der Veranstaltung waren noch gut 50 Überlebende des Lagers mit ihren Angehörigen gekommen. Einige von ihnen waren als Kinder in dem KZ inhaftiert. Andere kamen dort zur Welt oder im nahe gelegenen „Displaced Persons Camp“, in dem die Häftlinge nach ihrer Befreiung zunächst untergebracht waren.

Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Lager. Sie fanden Tausende unbestattete Leichen und Zehntausende todkranke Menschen vor. Für die britische Regierung erinnerte die Vize-Premierministerin Angela Rayner an die Bilder des Horrors, die sich den britischen Befreiern boten. „Tausende Körper am Boden in Haufen“, sagte sie. „Die noch lebten, waren zu schwach, um sich zu bewegen.“ Sie mahnte, es müsse alles dafür getan werden, dass der Holocaust niemals in Vergessenheit gerate.

In Bergen-Belsen kamen mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene um. Unter den Opfern waren Juden, Sinti und Roma, politisch Andersdenkende, Homosexuelle, als Asoziale oder Berufsverbrecher diffamierte Menschen oder auch Zeugen Jehovas. Auch das jüdische Mädchen Anne Frank, deren Tagebuch weltbekannt wurde, zählte dazu.