Forscherin beklagt Rückschritte im Kampf gegen Malaria

Forscherin beklagt Rückschritte im Kampf gegen Malaria
21.04.2025
epd
epd-Gespräch: Marcus Mockler

Tübingen (epd). Der weltweite Kampf gegen Malaria hat nach Einschätzung der Medikamentenforscherin Jana Held in jüngster Zeit mehrere Dämpfer erhalten. Die Infektionszahlen stiegen wieder, 2023 hätten sich elf Millionen Menschen mehr an der Krankheit angesteckt als im Jahr zuvor, sagte die Tübinger Wissenschaftlerin dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Weltmalariatag (25. April). Der finanzielle Rückzug der USA aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könne den globalen Anstrengungen gegen den Parasiten weiter schaden, befürchtet Held.

Laut WHO gab es 2023 weltweit schätzungsweise 263 Millionen Malariafälle, die für knapp 600.000 Menschen tödlich endeten. Am stärksten leidet mit weit über 90 Prozent aller erfassten Ansteckungen der afrikanische Kontinent. Drei von vier Todesfällen betreffen Kinder unter fünf Jahren.

Laut Held begünstigt der Klimawandel die Ausbreitung der Krankheit. Durch zunehmende Überschwemmungen finde die Anopheles-Mücke, die Malaria überträgt, mehr Brutgebiete. Sorgen bereitet den Forschern außerdem die Ausbreitung der Mückenart Anopheles stephensi, die offenbar noch viel effektiver Plasmodium-Parasiten überträgt als seitherige Arten.

Hoffnung macht der Forscherin die Entwicklung von zwei Impfstoffen. Da diese Stoffe noch jung seien, lasse sich zwar bislang kein Einfluss auf die Malaria-Verbreitung erkennen. Doch sei damit zu rechnen, dass aufgrund von Impfprogrammen ein wesentlicher Schritt zur Eindämmung der Krankheit erreicht werden könne.

Held evaluiert mit einem weltweiten Konsortium ein neues Medikament, das Malaria heilen soll. Es handele sich um eine Kombination aus zwei Wirkstoffen, die gleichzeitig den Parasiten angreifen. Durch die Doppelwirkung könne das Plasmodium weniger schnell Resistenzen ausbilden. Ziel sei es, die Krankheit durch ein oder zwei Einnahmen der kombinierten Wirkstoffe zu heilen. Die Wissenschaftlerin hofft, dass das Medikament innerhalb der nächsten fünf Jahre die Zulassung erhält.

Weltweit sind ihrer Einschätzung nach derzeit rund zehn neue Anti-Malaria-Medikamente in der Entwicklung. Die Entwicklungskosten pro Medikament lägen bei über 100 Millionen Euro.