Weltkriegsgedenken an Schlacht auf den Seelower Höhen

Weltkriegsgedenken an Schlacht auf den Seelower Höhen
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Seelower Höhen zum Ort einer der blutigsten Schlachten gegen das NS-Regime. Zehntausende sowjetische und deutsche Soldaten kamen ums Leben. Der russische Krieg gegen die Ukraine belastet das Gedenken.

Seelow (epd). Überschattet von Streit über ein angemessenes Gedenken ist in Brandenburg an die Opfer der Schlacht auf den Seelower Höhen vor 80 Jahren erinnert worden. Die Kämpfe vom 16. bis 19. April 1945 mit zehntausenden Toten der sowjetischen Armee und der NS-Wehrmacht gelten als eine der blutigsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Der Landkreis Märkisch-Oderland und die Stadt Seelow hatten zu Kranzniederlegungen und stillem Gedenken eingeladen. Dabei wurde am Mittwoch auch eine Geschichtsstation als Teil der „Europäischen Kulturroute der Befreiung vom Nationalsozialismus 1943-1945“ eröffnet.

Zu Kritik hatte geführt, dass sich der russische Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, angekündigt hatte, der am Mittwoch auch an dem Gedenken teilnahm. Das Auswärtige Amt hatte zuvor in einem Schreiben dazu geraten, russische und belarussische Vertreter nicht zu Gedenkveranstaltungen einzuladen. Begründet wurde dies mit der Sorge vor einer Instrumentalisierung des Gedenkens. Hintergrund ist der russische Angriffskrieg auf die Ukraine.

Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev bezeichnete es im Sender Welt-TV als unangebracht, wenn „ein Vertreter eines Verbrecherregimes“, das sein Land „jeden Tag mit Raketen, Bomben und Drohnen angreift“, am Gedenken an die Kriegsopfer teilnehme.

Die Historikerin Franziska Davies sagte dem WDR, ein gemeinsames Gedenken mit Vertretern Russlands gehe derzeit „eindeutig nicht“. Das Land führe einen „genozidalen Krieg gegen die Ukraine“ und missbrauche das Weltkriegsgedenken, um diesen Krieg zu legitimieren. Die Empfehlung des Auswärtigen Amtes sei vor diesem Hintergrund „vollkommen richtig“. Ein gemeinsames Gedenken mit Vertretern eines „faschistoiden, kolonialistischen“ Landes, das gerade selbst Krieg führt, werde den Opfern nicht gerecht.

Davies betonte zugleich, es müsse daran erinnert werden, dass der Sieg der Roten Armee 1945 zum Ende des NS-Regimes geführt und die Rote Armee die vom deutschen Besatzungsregime im östlichen Europa errichteten Konzentrations- und Vernichtungslager befreit habe. Die sowjetische Armee sei jedoch keine russische, sondern eine multinationale, multiethnische Armee gewesen, in der auch zahlreiche Ukrainer gekämpft hätten. Die Münchner Historikerin ist derzeit Gastforscherin am Potsdamer Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung.

Die brandenburgische SPD-Landtagsabgeordnete Sina Schönbrunn aus Seelow kritisierte hingegen das Schreiben des Auswärtigen Amtes als „recht absurd“. Zwar könne sie die Sorge des Außenministeriums verstehen, sagte sie am Mittwoch im RBB-Inforadio. Sie finde es jedoch „unsinnig“, den Vertreter eines Landes auszuschließen, der seiner getöteten Landsleute gedenken wolle.

Auf den Seelower Höhen standen sich im April 1945 hunderttausende Soldaten der sowjetischen Roten Armee und der NS-Wehrmacht gegenüber. Am 19. April endeten die Kämpfe mit dem Sieg der sowjetischen Truppen. In der Einladung des Landkreises zum Gedenken hieß es unter anderem, es solle „der Opfer der Schlacht um die Seelower Höhen gedacht und die Erinnerung an die Schrecken des Krieges wachgehalten werden“.