Sudan-Konferenz mit Appellen zur Deeskalation des Krieges

Sudan-Konferenz mit Appellen zur Deeskalation des Krieges
Seit zwei Jahren dauert der Krieg im Sudan an - und auch Akteure von außen tragen zur Eskalation bei. Bei einer internationalen Konferenz in London wendet sich die deutsche Außenministerin Baerbock gegen jegliche Einmischung.

Frankfurt a.M., London (epd). Zum zweiten Jahrestag des Kriegsbeginns im Sudan hat UN-Generalsekretär António Guterres die Unterstützung aus dem Ausland für die Konfliktparteien angeprangert. Er sei zutiefst besorgt darüber, dass weiterhin Waffen und Kämpfer in den Sudan gelangten, erklärte Guterres laut einer am Dienstag verbreiteten Erklärung. Der Konflikt werde dadurch verlängert. Auch die geschäftsführende deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) rief zur Deeskalation auf.

Im Sudan herrscht seit Mitte April 2023 ein verheerender Krieg zwischen der Armee und der RSF-Miliz („Rapid Support Forces“). Beide Kriegsparteien erhalten laut Diplomaten Waffen und andere Hilfe von ausländischen Verbündeten.

Zum Auftakt einer internationalen Sudan-Konferenz in London kritisierte auch Baerbock die Einmischung von außen in den Krieg mit scharfen Worten. „Wer versucht, durch militärische oder finanzielle Unterstützung Macht oder Einfluss im Sudan zu gewinnen, gießt Öl ins Feuer des Konflikts“, sagte die Grünen-Politikerin in der britischen Hauptstadt.

Die eintägige Konferenz wird vom Vereinigten Königreich gemeinsam mit Deutschland, Frankreich, der EU und der Afrikanischen Union ausgerichtet. Dem Auswärtigen Amt zufolge geht es unter anderem um humanitäre Zugänge und den Schutz der Zivilbevölkerung. Bereits am Vorabend hatte Baerbock weitere 125 Millionen Euro für humanitäre Hilfe im Sudan aus Deutschland zugesagt.

Der Krieg im Sudan, der am 15. April 2023 mit Kämpfen in der Hauptstadt Khartum begann, hat eine der schwerwiegendsten humanitären Krisen der Gegenwart ausgelöst. Rund 30 Millionen Menschen sind laut den UN auf Hilfe angewiesen. Darunter sind laut dem Hilfswerk Unicef mehr als 15 Millionen Kinder.

Die Internationale Organisation für Migration (IOM) beklagte zum Jahrestag des Kriegsbeginns, dass ihr Hilfsbudget für den Sudan derzeit nur zu zehn Prozent gedeckt sei. Ohne sofortige Finanzierung werde der Betrieb stark beeinträchtigt und Millionen Menschen würden von lebensrettender Hilfe abgeschnitten sein.

Auch der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, kritisierte die mangelnde Spendenbereitschaft internationaler Geber für die Menschen im Sudan. Die Welt habe den Opfern des Krieges und auch den Aufnahmeländern wie dem Tschad den Rücken gekehrt.

Zuletzt verschärfte sich die Lage vor allem in Darfur. Bei den jüngsten Kämpfen in der westlich gelegenen Region sind laut den UN mutmaßlich mehr als 300 Zivilisten getötet worden. Dies legten Zahlen von lokalen Quellen nahe, erklärte das UN-Nothilfebüro Ocha. Die vorläufige Bilanz bezieht sich den Angaben zufolge auf die Kämpfe in und um die Flüchtlingslager Zamzam und Abu Shouk sowie die Stadt Al-Faschir am vergangenen Wochenende.

Menschenrechtsexperten von der US-Universität Yale kommen nach einer Analyse von Satellitenbildern und Videos zu dem Schluss, dass die RSF-Miliz das Zamzam-Camp inzwischen kontrolliert. Das Lager, in dem Hunderttausende Menschen Zuflucht gefunden haben, werde „systematisch durch vorsätzliche Brandstiftung zerstört“, heißt es in einer Analyse der Fachleute.

Als einer der wichtigsten Unterstützer der RSF gelten die Vereinigten Arabischen Emirate. Recherchen der „New York Times“ und UN-Berichte legen nahe, dass die Miliz Waffen aus dem Golfstaat erhalten habe.