Nairobi, Libreville (epd). In Gabun ist der Anführer des Militärputsches von 2023, Brice Oligui Nguema, zum neuen Präsidenten gewählt worden. Nguema kam bei der Wahl am Samstag nach vorläufigen Ergebnissen auf rund 90,3 Prozent der Stimmen, wie Innenminister Hermann Immongault am Sonntagabend bei einer vom Sender Gabon 24 übertragenen Pressekonferenz mitteilte.
In dem zentralafrikanischen Land hatte das Militär vor mehr als eineinhalb Jahren den damaligen Präsidenten Ali Bongo aus dem Amt geputscht, der entgegen der Verfassung eine dritte Amtszeit antreten wollte. Der Brigadegeneral Nguema wurde daraufhin zunächst zum Übergangspräsidenten erklärt. Eine im Dezember verabschiedete Verfassung sieht eine Amtszeit von sieben Jahren vor, mit maximal einer Verlängerung.
Bei dem Urnengang am Samstag waren sechs weitere Kandidaten und eine Kandidatin zugelassen. Auf dem abgeschlagenen zweiten Platz landete laut offiziellen Angaben der ehemalige Ministerpräsident Alain-Claude Bilie-By-Nze mit 3,2 Prozent.
Die ehemalige französische Kolonie Gabun ist laut Weltbank der viertgrößte Öl-Produzent in Afrika südlich der Sahara. Dennoch lebt etwa ein Drittel der rund 2,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner unterhalb der Armutsgrenze. Bis 2023 blieb ein Großteil der Gewinne in der Präsidentenfamilie. In einem Interview am Sonntagabend sagte Nguema dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira, dass er den Menschen ihre Würde zurückgeben wolle.
Gabun ist das erste Land in West- und Zentralafrika, das nach einem Putsch in den vergangenen Jahren mit Wahlen zu einer zivilen Regierung zurückkehrt. Nationale und internationale Beobachtungsmissionen, unter anderem von der Afrikanischen Union, meldeten bei der Wahl zunächst keine gravierenden Zwischenfälle. Ein Termin für die Parlamentswahlen steht noch aus.