Forscher: In Troja tranken auch einfache Leute Wein

Forscher: In Troja tranken auch einfache Leute Wein

Tübingen (epd). Einem Forscherteam ist erstmals der chemische Nachweis gelungen, dass in Troja tatsächlich Wein getrunken wurde. Außerdem fanden die Wissenschaftler der Universitäten Tübingen, Bonn und Jena heraus, dass auch einfache Leute in Troja Wein tranken - nicht nur Angehörige der Elite, wie die Universitäten am Donnerstag mitteilten. Das Fachmagazin „American Journal of Archaeology“ hat die Erkenntnisse in seiner Aprilausgabe veröffentlicht.

Das im ersten Kapitel der Ilias erwähnte Trinkgefäß, der Depas-Becher, ist Archäologen bekannt: ein 12 bis 40 Zentimeter hohes, schlankes Trinkgefäß aus Ton mit zwei Henkeln und spitz zulaufendem Ende. „Bereits Heinrich Schliemann vermutete, dass der Depas-Becher bei festlichen Anlässen in geselliger Runde herumgereicht wurde, so wie in der Ilias beschrieben“, sagte Stephan Blum vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters an der Universität Tübingen und Co-Autor der Studie.

Aus den Funden Schliemanns befinden sich ein Depas-Becher und zwei Fragmente in der Sammlung der Klassischen Archäologie der Universität Tübingen. Maxime Rageot von der Universität Bonn fräste eine Probe von zwei Gramm aus den zwei Fragmenten. Anschließend erhitzte er die Proben auf 380 Grad Celsius und untersuchte das entstehende Gemisch per Gaschromatografie und -Massenspektrometrie. „Entscheidend war der Nachweis von Bernstein- und Pyruvatsäure: Sie entstehen erst, wenn Traubensaft fermentiert. Somit können wir nun sicher sagen, dass aus den Depas-Bechern tatsächlich Wein getrunken wurde und nicht nur Traubensaft“, so Rageot.