Auf dem Katholikentag in Mannheim hat Erzbischof Robert Zollitsch für mehr Solidarität in der Gesellschaft geworben. Keiner dürfe wegschauen, wenn "Unrecht, Gewalt und jeglicher Extremismus ihr menschenverachtendes Gesicht zeigen", sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Donnerstag auf der zentralen Eucharistiefeier vor dem Mannheimer Schloss. Die Menschen sehnten sich nach einem Aufbruch zu einer menschlicheren, gerechteren und friedlicheren Welt. An dem Freiluftgottesdienst zum Himmelfahrtstag nahmen nach Angaben der Veranstalter 17.000 Gläubige teil, darunter viele Familien.
Zollitsch mahnte in seiner Predigt zur Umkehr: "Wir spüren: Unser Lebensstil ist nicht zukunftsfähig. So kann es nicht weitergehen." Mit dem Ruf nach Wirtschaftswachstum ließen sich die Strukturen weltweiter Ungerechtigkeit nicht aufbrechen. Es sei schwierig, den eigenen Lebensstil zu ändern, damit sich für andere etwas ändert, räumte der Erzbischof ein. Doch man dürfe dies nicht aufschieben, "bis es zu spät ist".
Kanzlerin kommt am Freitag
Nach dem Festgottesdienst nahm der 98. Deutsche Katholikentag unter dem Motto "Einen neuen Aufbruch wagen" die inhaltliche Arbeit auf. Im Mittelpunkt des viertägigen Treffens stehen gesellschaftspolitische und innerkirchliche Themen. Das Christentreffen war am Mittwoch eröffnet worden. Rund 30.000 Besucher zählten die Veranstalter beim anschließenden Abend der Begegnung in der Innenstadt.
Bis Sonntag werden rund 50.000 Besucher erwartet. An diesem Freitag wird Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an einer Podiumsdiskussion über demografischen Wandel teilnehmen. Insgesamt sind mehr als 1.200 Veranstaltungen geplant.
Die Kosten für den Katholikentag von rund 8,5 Millionen Euro teilen sich der Verband der Diözesen Deutschlands, das Bundesinnenministerium, das Land Baden-Württemberg und die Stadt Mannheim. Für das Treffen wurden alle 14 katholischen Kirchen in Mannheim renoviert.
Bischof Meisner vermisst die "katholische Mitte"
Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken wies erneut Kritik zurück, der Katholikentag habe zu wenig geistliche Inhalte. Über entsprechende Aussagen des Kölner Kardinals Joachim Meisner habe sie sich "granatenmäßig geärgert", sagte Vizepräsidentin Claudia Lücking-Michel.
Meisner hatte dem Bonner "General-Anzeiger" gesagt, Katholikentage seien nicht mehr das, was sie mal waren. Es fehle "die katholische Mitte, bei der man die Verbundenheit und Einheit von Papst, Bischof, Priestern und dem Volk Gottes spürt". Meisner nimmt nicht am Katholikentag teil.