Mendel und Cheema: Über Migration differenziert debattieren

Mendel und Cheema: Über Migration differenziert debattieren

Frankfurt a.M. (epd). Der Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, Meron Mendel, und die Politologin Saba-Nur Cheema haben eine differenzierte Debatte über Migration gefordert. „Wir müssen sagen, wir haben ein Problem mit Migration“, sagte Cheema am Freitag auf dem FAZ-Kongress „Zukunft gestalten“ in Frankfurt am Main. Die Publizistin wandte sich dabei gegen ein Schwarz-Weiß-Denken: „Wir müssen raus aus der binären Logik und mehr in die Grauzonen“, sagte sie. Cheema fügte an: „Wir haben auch ein Problem mit Rassismus und Antisemitismus. Das heißt aber nicht, dass Migranten keinen Platz in Deutschland hätten.“

Die Politologin bezeichnete die zunehmende Spaltung der Öffentlichkeit in getrennte „Echokammern“ als einen gesellschaftlichen Rückschritt. Die migrantenfeindlichen Äußerungen in der Politik führten zu einer Abwendung von Einwanderern von der Mehrheitsgesellschaft. Sie beobachte eine „Re-Ethnisierung“, nach der die eigene Herkunft und Identität wichtiger werde und immer mehr in Abgrenzung zum Deutschsein begriffen werde, sagte Cheema.

Mendel rief zu einer vernunftgeleiteten Debatte auch brisanter Themen auf. „Das Beste, was man in unserer Zeit sein kann, ist Opfer sein“, kritisierte er. „Wenn ich die Opferkarte ziehe, habe ich gewonnen.“ Es gebe eine Entwicklung hin zu einer subjektiven emotionalen Debatte, „wo es darum geht, ob man in seiner Identität verletzt ist oder nicht“. Dann könne das Gegenüber nur um Entschuldigung bitten mit der Folge, dass die Debatte beendet sei. „Das führt in eine Sackgasse“, sagte der Pädagoge. Emotionale Betroffenheit sei kein Ersatz für eine Debatte, die mit Argumenten geführt werden müsse.

Cheema und Mendel sind Autoren der Kolumne „Muslimisch-jüdisches Abendbrot“ in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Das jüdisch-muslimische Ehepaar hat vor knapp zwei Wochen die Buber-Rosenzweig-Medaille des Deutschen Koordinierungsrats der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erhalten für sein öffentliches Eintreten für Demokratie und Menschenrechte.