Verbände sehen keine Entwarnung bei der Pflegeausbildung

Verbände sehen keine Entwarnung bei der Pflegeausbildung
Die Zahl der Neuverträge in der Pflegeausbildung ist im vergangenen Jahr um neun Prozent gestiegen. Doch die Zunahme reicht laut Verbänden nicht aus, um die Fachkräftelücke zu schließen. Reformen seien nötig.

Wiesbaden (epd). Patientenschützer und Krankenhäuser sehen in steigenden Ausbildungszahlen in der Pflege noch keinen Grund zur Entwarnung. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden vom Dienstag wurden im vergangenen Jahr neun Prozent mehr neue Ausbildungsverträge zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann abgeschlossen als im Jahr davor. Laut der Deutschen Stiftung Patientenschutz kommt es allerdings darauf an, den Nachwuchs langfristig im Beruf zu halten. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft verwies darauf, dass der Anstieg bislang nicht ausreiche, die Fachkräftelücke zu füllen.

Eugen Brysch, Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, nannte die Zahlen „trügerisch“. Höhere Gehälter reichten nicht, um Pflegekräfte im Job zu halten. „Neben planbaren Arbeitszeiten und einer guten Work-Life-Balance muss der Pflege mehr Verantwortung übertragen werden“, sagte Brysch.

Auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, verwies auf aktuell unattraktive Arbeitsbedingungen in der Pflege. Täglich müsse eine Pflegekraft drei Stunden Schreibarbeit aufwenden, sagte Gaß. Nur eine Stunde weniger Bürokratie täglich würde die Arbeitskraft von 47.000 Fachkräften freisetzen: „Damit wäre der Fachkräftemangel in der Pflege mit einem Schlag gelöst, der Beruf hätte an Attraktivität gewonnen und der Druck auf die Beschäftigten wäre weitaus geringer.“ Zudem reiche das leichte Plus bei den Ausbildungsverträgen nicht aus, da in den kommenden zehn Jahren rund 300.000 Klinikbeschäftigte in den Ruhestand träten.

Laut dem Statistischen Bundesamt gab es im vergangenen Jahr 59.500 Neuverträge in der Pflege, ein Plus von 5.100 im Vergleich zu 2023. Zum Jahresende 2024 befanden sich nach vorläufigen Ergebnissen insgesamt 147.100 Personen in einer Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann. Damit hat sich die Zahl der Auszubildenden in der Pflege insgesamt gegenüber dem Jahresende 2023 (146.900 Auszubildende) kaum verändert.

Während die Zahl der weiblichen Auszubildenden 2024 leicht um ein Prozent oder 1.200 auf 108.700 abnahm, stieg die Zahl der männlichen Auszubildenden gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent oder 1.400 auf 38.400. Somit waren immer noch 74 Prozent der Pflegeauszubildenden Frauen. Im Jahr 2020, dem Einführungsjahr der generalistischen Pflegeausbildung, hatte der Frauenanteil bei 76 Prozent gelegen. Damit blieb die Geschlechterverteilung seit der Einführung der neuen Pflegeausbildung weitgehend konstant.