Deutschland hält Klimaziele 2024 ein

Deutschland hält Klimaziele 2024 ein
Trotz eines allgemeinen Emissionsrückgangs werden die Klimaziele in den Sektoren Verkehr und Gebäude weiterhin gerissen. Umweltorganisationen fordern von der neuen Regierung stärkere Maßnahmen, um die Klimaschutzziele für 2030 zu erreichen.

Berlin (epd). Die Bundesregierung hat die Klimaziele für das Jahr 2024 eingehalten. Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sanken laut Umweltbundesamt (UBA) um 3,4 Prozent auf 649 Millionen Tonnen Kohlendioxid. „Deutschland schließt seine Klimaschutzlücke und ist auf Klimakurs“, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) am Freitag in Berlin. Das Klimaziel für 2030 sei erreichbar.

Laut UBA-Projektionen könnten die Emissionen bis 2030 mit den schon umgesetzten klimapolitischen Maßnahmen um knapp 63 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Damit sei das Klimaziel für 2030, eine Reduktion um mindestens 65 Prozent, in greifbarer Nähe. Für 2024 liegt der Wert bei 48,2 Prozent.

Zum Ende seiner Amtszeit zog Habeck Bilanz und bezeichnete die vergangenen drei Jahre als "Wendepunkt der deutschen Klimapolitik'. Es sei der Ampel-Regierung nicht nur geglückt, die Lücke zu schließen, die neue Bundesregierung erbe auch einen Puffer von 80 Millionen Tonnen CO2. Der Klimaschutzminister empfiehlt der neuen Regierung, die voraussichtlich aus Union und SPD bestehen wird, dringend die Sektorziele des Klimaschutzgesetzes wieder einzuführen. Die Aufteilung der Ziele in Sektoren hatte die Ampelregierung auf Druck der FDP aus dem Gesetz gestrichen. Dafür war sie stark, auch von Seiten der Union, kritisiert worden.

Die Entwicklung der einzelnen Sektoren zeigt auch 2024 weiterhin große Unterschiede. So leistet die Energiewirtschaft laut dem UBA-Präsidenten Dirk Messner einen „überproportionalen Beitrag“ zur Emissionsminderung. Demnach sind die Emissionen aus der fossilen Energiewirtschaft um rund 17,6 Millionen Tonnen CO2 zurückgegangen. Der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch liegt bei rund 54 Prozent.

Die Sektoren Verkehr und Gebäude bleiben weiter hinter den Vorgaben zurück. Der Verkehrssektor verfehlte seine Ziele um 18 Millionen Tonnen CO2. Messner forderte „größere Anstrengungen“, etwa durch den Ausbau der Elektromobilität und des öffentlichen Verkehrs im ländlichen Raum. Auch im Gebäudebereich wird die Emissionsgrenze überschritten. Den leichten Rückgang von 2,3 Prozent gegenüber 2023 führt das UBA auf die milde Witterung und damit geringeres Heizen zurück.

Die Emissionen der Industrie sind den Daten zufolge mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent auf 153 Millionen Tonnen CO2 nahezu konstant. Ein „Wermutstropfen“ ist laut Habeck, dass die wirtschaftliche Stagnation zur Emissionsminderung beigetragen habe. Dennoch sei er überzeugt: „Selbst mit guten Wachstumsraten in der Zukunft kann Deutschland die Klimaschutzziele bis 2030 auch im Wirtschafts- und Industriebereiche erreichen.“

Umweltorganisationen sehen trotz des Emissionsrückgangs erheblichen Handlungsbedarf. Germanwatch und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) befürchten, dass das 2030-Klimaziel nach derzeitigen Prognosen verfehlt werde, sollten keine zusätzlichen Anstrengungen unternommen werden. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch forderte ein Klimanotfallprogramm von Union und SPD mit Maßnahmen wie einem Tempolimit und einer Sanierungsoffensive. WWF-Klimachefin Viviane Raddatz sieht ebenfalls strukturelle Defizite und fordert die nächste Regierung auf, Deutschland „auf Klimakurs“ zu bringen.