Bremerhaven (epd). Ein Team internationaler Wissenschaftler unter Beteiligung des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts hat die bisher detaillierteste Karte der Landschaft unter dem Eisschild der Antarktis erstellt. An seiner mächtigsten Stelle sei das Eis des Kontinents fast 4,8 Kilometer hoch - so hoch wie der Mont Blanc, der höchste Berg der Alpen, teilte das Alfred-Wegener-Institut am Donnerstag mit.
Die Forschung zeige, dass der antarktische Eisschild einerseits dicker sei als bisher angenommen, aber auch, dass ein größeres Volumen an Eis auf einem Felsbett unterhalb des Meeresspiegels ruhe, erläuterte der Bremerhavener Eisforscher Olaf Eisen. Wo das Eis in Kontakt mit wärmerem Ozeanwasser kommt, könne es schneller als bisher gedacht schmelzen. Die Karte weise darauf hin, „dass die Antarktis etwas anfälliger ist, als wir bisher dachten“.
Die Karte mit dem Namen Bedmap3 umfasst den Angaben zufolge Vermessungsdaten, die über sechs Jahrzehnte mit Flugzeugen, Satelliten, Schiffen und sogar Hundeschlitten gesammelt wurden. Die Karte zeige den südlichsten Kontinent ohne seine rund 27 Millionen Kubikkilometer Eisdecke und enthülle die bisher unter dem Eis verborgenen hohen Berge und tiefen Canyons. Eine überraschende Erkenntnis sei, dass die mächtigste Eisschicht nicht wie bisher angenommen im Astrolabe-Becken im Adélieland liege, sondern in einem bis dahin unbekannten Canyon im Wilkesland.
Bedmap3 sei ein wichtiges Instrument, um zu verstehen, wie die Antarktis auf eine Klimaerwärmung reagieren könnte, sagte der Eisforscher und Hauptautor der Studie, Hamish Pritchard. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler könnten anhand der gewonnenen Daten nun die Wechselwirkungen zwischen dem Eisschild und dem Untergrund untersuchen. Die mittlere Dicke des antarktischen Eises beträgt den Forschern zufolge knapp zwei Kilometer. Sollte das gesamte Eis schmelzen, würde der globale Meeresspiegel um 58 Meter ansteigen.