UN-Hochkommissar: Verbrecher in Syrien zur Rechenschaft ziehen

UN-Hochkommissar: Verbrecher in Syrien zur Rechenschaft ziehen

Genf (epd). Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat schwere Verbrechen während der jüngsten Auseinandersetzungen zwischen Streitkräften der Übergangsregierung und Anhängern des gestürzten Assad-Regimes in Syriens Küstenregion dokumentiert. Türk forderte am Dienstag in Genf, dass alle mutmaßlichen Verbrecher zur Rechenschaft gezogen werden müssten.

Er begrüßte die Ankündigung der geschäftsführenden Regierung, einen unabhängigen Untersuchungsausschuss einzusetzen. Die Ermittlungen müssten unverzüglich, gründlich und unparteiisch ausgeführt werden.

Bei vielen der erfassten Verbrechen handelte es sich um willkürliche Hinrichtungen in den Provinzen Tartus, Latakia und Hama, die augenscheinlich konfessionell motiviert gewesen seien. Ganze Familien, einschließlich Frauen und Kinder, seien getötet worden, wobei die Täter vor allem alawitische Städte und Dörfer ins Visier genommen hätten.

Nach vielen Zeugenaussagen hätten die Täter Häuser gestürmt und die Bewohner gefragt, ob sie Alawiten oder Sunniten seien. Dann seien die Bewohner entweder getötet oder verschont worden. Assad-Anhänger hätten mehrere Krankenhäuser überfallen. Berichten zufolge habe es dabei Dutzende Opfer gegeben, darunter Patienten, Ärzte und Medizinstudenten. Laut Medienberichten eskalierte die Gewalt am Donnerstag vorige Woche.

Die Alawiten sind eine religiöse Sondergemeinschaft, die im 9. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Irak entstand und zum schiitischen Spektrum des Islam gehört. Ex-Präsident Baschar-al Assad und viele seiner Gefolgsleute gehören zu den Alawiten. Nach fast 14 Jahren Bürgerkrieg hatte eine Rebenkoalition unter Führung der islamistischen Miliz HTS im Dezember 2024 das diktatorische Assad-Regime gestürzt.