Friedensaktivist Grässlin warnt vor Atomkrieg

Friedensaktivist Grässlin warnt vor Atomkrieg
11.03.2025
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Osnabrück, Freiburg (epd). Der Friedensaktivist Jürgen Grässlin warnt angesichts der aus seiner Sicht gleichermaßen unberechenbaren Präsidenten in den USA und Russland vor einem Atomkrieg. „Die Menschheit steht so kurz wie nie zuvor vor einem Atomkrieg“, sagte der Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft DFG-VK dem Evangelischen Pressedienst (epd). Donald Trump und Wladimir Putin seien egozentrische Anti-Demokraten und machtbesessene Imperialisten. „Beide sitzen am Roten Knopf für den Atomwaffen-Abschuss.“

Die Gefahr eines Atomkrieges halte er für deutlich größer, als dass Russland analog zum Einmarsch in die Ukraine osteuropäische Staaten überfallen könnte. „Putin wird nicht den Nato-Beistandsfall riskieren“, sagte der in Freiburg im Breisgau lebende Rüstungsgegner und Pazifist, der am Donnerstag zu einer Lesung in Osnabrück erwartet wird. Er halte es deshalb für falsch, Hunderte Milliarden Euro in die Aufrüstung mit konventionellen Waffen zu stecken, wie von der derzeitigen und der künftigen Bundesregierung angekündigt. „Wir müssen vielmehr die Atomwaffengefahr durch neue bindende Verträge und den Abbau der Arsenale in den Griff bekommen.“

Zudem sei allein Westeuropa ohne die USA in puncto Militärausgaben mit 430 Milliarden Euro bereits jetzt Russland überlegen, das 300 Milliarden Euro investiere, warnte der Mitgründer und Vorsitzende des militärkritischen RüstungsInformationsBüros (RIB). Das Geld, das jetzt für die Bundeswehr zur Verfügung gestellt werden solle, werde in der Bildung, der Gesundheit oder bei den Sozialausgaben fehlen. Alternativ bleibe ein immenser Schuldenberg, der die folgenden Generationen massiv belasten werde.

Grässlin appellierte an Politik und Gesellschaft, „die Unkultur des Krieges zu verlassen und in die Kultur des Friedens einzusteigen“. Er halte Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland unter der Führung von UN-Generalsekretär António Guterres für dringend geboten. Die Ukraine müsse sich für neutral erklären und dürfe nicht in die Nato eintreten. UN-Blauhelm-Soldaten sollten den Frieden sichern.

Gewaltfreier Widerstand auch gegen skrupellose Aggressoren wie Putin habe sich laut wissenschaftlichen Studien aus den USA in der Vergangenheit als deutlich wirksamer herausgestellt als militärischer. Bestes Beispiel dafür sei die deutsche Wiedervereinigung, sagte der Autor zahlreicher Sachbücher.

Grässlin wird auf Einladung des Kinderhilfswerks Terre des Hommes am 13. März in Osnabrück aus seinem Ende 2024 erschienenen Buch „Wie Lichter in der Nacht“ lesen. Darin porträtiert er Menschen, die sich für Frieden und Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit einsetzen. In Osnabrück wird er den im Exil lebenden Menschenrechtsminister von Myanmar, Aung Myo Min, und den ehemaligen Kindersoldaten und heutigen Friedensbotschafter Innocent Opwonya vorstellen.