Frauen am Arbeitsmarkt noch nicht gleichberechtigt

Frauen am Arbeitsmarkt noch nicht gleichberechtigt
Männer und Frauen werden noch immer häufig ungleich bezahlt. Zwei neue Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung untersuchen die Gründe dafür. Die Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman forderte die Politik zum Handeln auf.

Berlin (epd). Anlässlich des Equal Pay Days am Freitag weisen die Antidiskriminierungsbeauftragte des Bundes, Ferda Ataman, und das Deutsche Insitut für Wirtschaftsforschung (DIW) auf nach wie vor bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern hin. Ataman sagte am Mittwoch in Berlin, es sei zu beobachten, „dass Frauen noch immer massiv diskriminiert werden am Arbeitsmarkt“. Ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte das DIW zwei Studien, wonach ungleiche Bezahlung mit dem Alter und Bildungsabschluss noch zunimmt und geschlechtsspezifische Kompetenzen die Lohnlücke nicht vollständig erklären können.

Vor allem in der Phase der Familiengründung vergrößert sich laut DIW die Lohnlücke. Das gelte für alle Bildungsgruppen, am stärksten für Menschen mit höheren Abschlüssen. Im Alter zwischen 25 und 29 Jahren falle die Lohnlücke bei allen Bildungsgruppen mit rund zehn Prozent am geringsten aus. Ab einem Alter von 45 Jahren betrage der Gender Pay Gap bei Personen mit Hochschulabschluss bis zu 28 Prozent. Bei Personen mit Abitur oder Ausbildung liege er bei 20 Prozent, ebenso bei Personen ohne Abitur oder Ausbildung.

Das DIW erklärte diesen Unterschied damit, dass Frauen noch immer häufiger in Teilzeit arbeiteten. Der Stundenlohn in Berufen, für die ein höherer Bildungsabschluss notwendig sei, steige aber mit zunehmender Wochenarbeitszeit überproportional. Die Studienautorinnen Katharina Wrohlich und Fiona Herrmann empfahlen der Politik, Anreize für eine gleichmäßige Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit zu setzen sowie das Ehegattensplitting und die Minijob-Regelung zu reformieren. Diese seien steuerliche Fehlanreize, die vor allem verheiratete Frauen zu Teilzeitjobs bewegten.

Zwischen den Geschlechtern bestehen laut DIW Unterschiede in Lese- und Rechenkompetenzen. Während Frauen im Schnitt besser im Lesen seien, könnten Männer eher besser rechnen. Bei Stundenverdiensten in Deutschland würden Rechenkompetenzen stärker entlohnt als Lesekompetenzen. Allerdings betrug der Unterschied laut DIW lediglich 9,3 Prozent. Der Gender Pay Gap hingegen lag im Jahr 2024 über alle Branchen hinweg bei 16 Prozent.

Antidiskriminierungsbeauftragte Ataman forderte, damit Frauen in Deutschland gleich verdienten, müssten die Jobs besser bezahlt werden, in denen vor allem Frauen arbeiten. Das gelte vor allem für Bereiche wie Kindererziehung, Pädagogik oder Pflege. Außerdem müsse es möglich sein, Karriere zu machen, auch wenn man Kinder hat und in Teilzeit arbeitet. Das werde Frauen oft verwehrt.

Lohndiskriminierung sei nach dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz verboten, sagte Ataman. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat nach eigenen Angaben seit 2006 mehr als 7.000 Anfragen von Frauen zu Diskriminierungen wegen des Geschlechts auf dem Arbeitsmarkt verzeichnet, davon waren etwa 500 Fälle von Lohndiskriminierungen.