Care: Bei aktuellem Tempo dauert weltweite Gleichstellung 152 Jahre

Care: Bei aktuellem Tempo dauert weltweite Gleichstellung 152 Jahre

Bonn (epd). Die Hilfsorganisation Care fordert von Unternehmen, Regierungen und weltweit tätigen Organisationen, schnellstmöglich Frauen mehr Führungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz, sicherere Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung zu ermöglichen. „Hätten Frauen weltweit die gleichen Chancen auf Beschäftigung und unternehmerische Verantwortung wie Männer, könnte das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um mehr als 20 Prozent steigen“, erklärte Care am Dienstag in Bonn. Die Politik müsse auch in Pflege- und Betreuungsstrukturen investieren, um unbezahlte Pflegearbeit gerechter zu verteilen. „Bei derzeitigem Tempo würde die wirtschaftliche Gleichstellung erst in 152 Jahren erreicht“, kritisierte die Hilfsorganisation.

Die Barrieren, auf die Frauen etwa am Arbeitsplatz träfen, seien nicht nur ein moralisches Scheitern, sondern systemisch, heißt es im Care-Bericht „The Cost of Inequality: Why the Global Economy Cannot Afford to Leave Women Behind“ („Die Kosten der Ungleichheit: Warum es sich die globale Wirtschaft nicht leisten kann, Frauen zurückzulassen“). Die Organisation kritisiert Stillstand, Rückschritte und wachsende Ungleichheiten: „Im Zeitraum zwischen 2019 und 2022 stagnierte oder verschlechterte sich sogar die Gleichstellung der Geschlechter in fast 40 Prozent aller Länder.“

„In 92 Ländern gibt es keine Gesetze zur Lohngleichheit und in 155 Ländern fehlen Mechanismen zur Durchsetzung der Lohngleichheit“, erklärte Care Deutschland. „Die Angleichung der Einkommen von Männern und Frauen würde nach Weltbankberechnungen wirtschaftliche Gewinne in Höhe von 172 Billionen US-Dollar freisetzen.“ 730 Millionen Frauen hätten keinen Zugang zu einem Bankkonto, 70 Prozent der Unternehmerinnen in Schwellen- und Niedriglohnländern zu Finanzdienstleistungen. Auch die digitale Kluft sei ein „gravierendes Problem“, beklagte die Hilfsorganisation. So hätten 785 Millionen Frauen weltweit keinen Internetzugang - die Mehrheit von ihnen in Südasien und Subsahara-Afrika.