Forscherin: Viele Kinder und Jugendliche leiden noch unter Pandemie

Forscherin: Viele Kinder und Jugendliche leiden noch unter Pandemie
03.03.2025
epd
epd-Gespräch: Susanne Rochholz

Frankfurt a.M. (epd). Die Jugendforscherin Sabine Andresen sieht fünf Jahre nach dem ersten Lockdown während der Covid-19-Pandemie weiterhin Auswirkungen der damaligen Schulschließungen. „Corona ist für viele Kinder und Jugendliche noch nicht wirklich vorbei“, sagte die Wissenschaftlerin von der Goethe-Uni Frankfurt und Präsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes dem Evangelischen Pressedienst (epd). Als Beispiel nannte sie Lernrückstände. Zudem hätten Jugendliche in wiederholten Befragungen für Studien, an denen Andresen als Forscherin mitwirkte, von ernüchternden Erfahrungen mit der Politik berichtet: „Bei Jugendlichen ist das Vertrauen dahin, dass ihre Interessen, ihre Rechte, ihre mentale Gesundheit tatsächlich von den politisch Verantwortlichen genügend gesehen werden.“

Bei der jungen Generation sei der Eindruck entstanden, mit den Belastungen durch die pandemiebedingten Einschränkungen „alleine gelassen zu sein“. Dabei habe es in den sogenannten JuCo-Studien, an denen Andresen beteiligt war, „durchgängig ein großes Verständnis für die Notwendigkeit von Corona-Maßnahmen“ gegeben. In den insgesamt vier Auflagen der JuCo-Studie der Universitäten Frankfurt am Main und Hildesheim ging es um die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Wohlbefinden junger Menschen zum jeweiligen Zeitpunkt der Befragung.

Die Jugendforscherin und Präsidentin des Kinderschutzbundes vermisst ein klares Bekenntnis zu einer Aufarbeitung der Pandemie „zusammen mit jungen Menschen“. Mittlerweile gäben auch Politikerinnen und Politiker zu, dass Jungen und Mädchen während der Pandemie „wirklich Erhebliches in Kauf nehmen mussten“.

Andresen unterstrich zwar, es sei nicht zutreffend, „dass wir eine Generation von erkrankten jungen Menschen haben“. Aber bei einem Teil der Jugendlichen habe eine „mentale Genesung gar nicht stattfinden“ können. Sie nannte Jungen und Mädchen aus Familien, die schon vor der Pandemie in Armut lebten, sowie Kinder und Jugendliche, die in der Familie Gewalt ausgesetzt seien. Für diese Jugendlichen sei Psychotherapie nötig, doch es herrsche ein „wirklich eklatanter Mangel“ an Fachkräften in diesem Bereich. Dieses Problem lasse sich nicht schnell lösen. Eine andere wichtige Ressource sei Schulsozialarbeit. Auch diese „niedrigschwellige Unterstützung“ stehe bei Städten und Gemeinden, „die einfach überhaupt kein Geld haben, auf der Kippe“, bemängelte die Forscherin.