Experte: Viele Jungwähler kennen Politik nur aus sozialen Medien

Experte: Viele Jungwähler kennen Politik nur aus sozialen Medien

Köln (epd). Der Generationenforscher Rüdiger Maas warnt vor einem wachsenden Einfluss von Social-Media-Plattformen auf die Wahlentscheidungen junger Menschen. Bei der jüngsten Bundestagswahl habe sich die Hälfte der Erstwähler ausschließlich über Social-Media-Kanäle zu Politik informiert, sagte der Augsburger Wirtschaftspsychologe und Autor am Dienstag dem WDR-Radio in Köln. Dabei würden sie - anders als ältere Wahlberechtigte - eine Wahlentscheidung für die AfD oder Linken gar nicht als Zustimmung für eine radikale Partei ansehen. Nach Maas' Einschätzung machen junge Menschen sich keine Gedanken über die Folgen ihrer Stimmabgabe oder kennen die Vorgeschichte der Partei, die sie wählen, gar nicht.

Über Social Media erhalte die Vermittlung politischer Inhalte eine „ganz andere Dynamik“ als über klassische Medien, betonte der Experte. Mit Blick auf die Algorithmen, die oft einseitige Informationen an die Nutzer der Social-Media-Plattformen weiterleiteten, müsse die Politik gegensteuern. Notwendig seien „neue Ethikkonzepte“ oder Faktenchecks, die bei der Nutzung der Plattformen greifen sollten. Auch die Einführung eines Mindestalters von 16 Jahren für die Nutzung von Social-Media-Plattformen sollte nach Meinung des Experten bedacht werden.

Eine Absenkung des Wahlalters für die Bundestagswahl auf 16 Jahren hält Maas hingegen nur für sinnvoll, wenn die Jugendlichen in den Schulen ausreichend zu dem Thema vorbereitet würden. Bislang machten die Schulen in dieser Hinsicht aber noch deutlich zu wenig. „Es reicht nicht, einfach ein paar Fakten im Sozialkundeunterricht zu vermitteln.“