UN: Indigene und Afrokolumbianer in Kolumbien besonders gefährdet

UN: Indigene und Afrokolumbianer in Kolumbien besonders gefährdet

Buenos Aires, Bogotá (epd). Der bewaffnete Konflikt in Kolumbien bedroht besonders indigene Gemeinschaften und Afrokolumbianer. Dies geht aus dem Jahresbericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte hervor, der am Montag (Ortszeit) in der Hauptstadt Bogotá vorgestellt wurde. Vor allem die Zivilbevölkerung des südamerikanischen Landes leide unter der Gewalt von bewaffneten Gruppen, betonte der örtliche UN-Vertreter Juan Carlos Monge.

Die Kämpfe und Angriffe nehmen laut Monge in diesem Jahr weiter zu. Allein in der Provinz Norte del Santander seien seit Jahresbeginn mindestens 52 Zivilistinnen und Zivilisten getötet worden, sagte Monge. In der Catatumbo-Region an der Grenze zu Venezuela kämpfen verschiedene Guerrilla-Gruppen um die Vorherrschaft, die sich unter anderem vom Anbau der Koka-Pflanze finanzieren. Über 50.000 Menschen wurden aus ihren Dörfern vertrieben, etwa genauso viele wie in ganz Kolumbien im Jahr 2024.

Im Catatumbo bekämpft das „Heer zur nationalen Befreiung“ (ELN) diverse Splittergruppen der „Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens“ (FARC). Die meisten Mitglieder dieser Organisation sind im Laufe des Friedensprozesses seit 2016 ins Zivilleben zurückgekehrt, viele von ihnen wurden allerdings seither ermordet. Menschenrechtsverteidiger seien ebenfalls besonders gefährdet, sagte Monge.

Die Regierung habe „enorme“, aber nicht ausreichende Anstrengungen zum Schutz der Zivilbevölkerung ergriffen, so Monge. Die Zahl der Massaker sei 2004 im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent auf 72 gesunken, sagte der UN-Vertreter. Auch seien bedeutend weniger ehemalige FARC-Kämpfer ermordet worden. Allerdings würden Zehntausende Menschen von illegalen Gruppen in ihren Heimatgegenden „eingekesselt“.

Nach Angaben der Ombudsfrau Iris Marín sind alle bewaffneten Gruppen in den vergangenen drei Jahren gewachsen, vor allem das Drogenkartell Clan del Golfo. Neben dem Catatumbo gebe es noch weitere elf Kriegsgebiete.

In Kolumbien bekämpfen sich seit den 1960er Jahren Guerillagruppen, paramilitärische Milizen, staatliche Kräfte und Drogenkartelle. Etwa 300.000 Menschen wurden getötet, rund sieben Millionen vertrieben. Präsident Gustavo Petro hat das Amt vor zweieinhalb Jahren mit der Absicht angetreten, das Land zu befrieden.