Attacke im Holocaust-Mahnmal hat mutmaßlich antisemitisches Motiv

Attacke im Holocaust-Mahnmal hat mutmaßlich antisemitisches Motiv
Faeser (SPD): "abscheuliches und brutales Verbrechen"
Einen Tag vor der Bundestagswahl erschüttert erneut eine Messerattacke: Im Berliner Holocaust-Mahnmal ist ein Tourist aus Spanien schwer verletzt worden. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen. Die Ermittler vermuten ein antisemitisches Motiv.

Berlin (epd). Bei einer mutmaßlich antisemitisch motivierten Messerattacke ist in Berlin ein 30-jähriger Tourist aus Spanien lebensgefährlich verletzt worden. Wie Polizei und Generalstaatsanwaltschaft am Samstag in Berlin mitteilten, wurde der Tatverdächtige, ein 19-Jähriger aus Syrien, festgenommen. Die Tat ereignete sich im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals im Herzen der Hauptstadt und löste einen Tag vor der Bundestagswahl nicht nur in Berlin Erschütterung aus.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete die Tat als „abscheuliches und brutales Verbrechen“. Der Täter müsse mit aller Härte des Gesetzes bestraft und direkt aus der Haft abgeschoben werden. „Wir werden alle Wege nutzen, um Gewalttäter wieder nach Syrien abzuschieben“, sagte sie. Vize-Kanzler Robert Habeck (Grüne), sagte, jeglicher Antisemitismus „gehört mit allen Mitteln bekämpft“. Es dürfe dabei keine blinden Flecken geben.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) dankte auf der Plattform X Polizei und Rettungskräften. „Gleichzeitig steht für mich fest: Wer in Deutschland Schutz haben will, greift keine Menschen mit dem Messer an“, schrieb er.

Wie aus der Mitteilung von Polizei und Generalstaatsanwaltschaft hervorgeht, wird dem Beschuldigten vorgeworfen, am Freitagabend von hinten das Opfer angegriffen und lebensgefährlich am Hals verletzt zu haben. Der Verdächtige hat demnach gegenüber der Polizei angegeben, dass seit einigen Wochen in ihm der Plan gereift sei, „Juden zu töten“. Vor diesem Hintergrund sei auch der Tatort gewählt worden. Das Mahnmal erinnert an die von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Jüdinnen und Juden.

Bei der Festnahme fand die Polizei den Angaben zufolge bei dem 19-jährigen Syrer einen Gebetsteppich, einen Koran, einen Zettel mit Koran-Versen und dem Datum vom Freitag sowie die mutmaßliche Tatwaffe. Dies deute auf eine „religiöse Motivation“ hin, hieß es. Ob eine psychische Erkrankung vorliege, sei Gegenstand der Ermittlungen.

Die Generalstaatsanwaltschaft habe sich aufgrund der Bedeutung des Falls eingeschaltet. Der Polizeiliche Staatsschutz und eine Mordkommission des Landeskriminalamts ermitteln den Angaben zufolge wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung.

Der Beschuldigte ist den Angaben zufolge 2023 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen. Er lebt den Angaben zufolge legal in der Bundesrepublik und hat seinen Wohnsitz in Leipzig. Er sollte noch am Samstag für den Erlass eines Haftbefehls einem Ermittlungsrichter vorgeführt werden.

Das Opfer musste nach dem Angriff notoperiert werden. Den Angaben zufolge befindet sich der Mann mittlerweile nicht mehr in Lebensgefahr.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte dem Berliner „Tagesspiegel“ am Samstag: „Die Tat macht nicht nur erneut die tödliche Gefahr von Judenhass deutlich, sondern zeigt auch, dass jeder Mensch Opfer einer antisemitischen Gewalttat werden kann.“ Er forderte, der mutmaßliche Täter gehöre vor Gericht gestellt „und nach Verbüßung seiner Haftstraße abgeschoben“. Zugleich warnte er davor, „die Tat für populistische Zwecke zu instrumentalisieren“.