Politikwissenschaftlerin: Polarisierung kann Wahlbeteiligung erhöhen

Politikwissenschaftlerin: Polarisierung kann Wahlbeteiligung erhöhen

Köln, Regensburg (epd). Die Politikwissenschaftlerin Sarah Strömel erwartet, dass die Polarisierung in der Gesellschaft zu einer höheren Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl führt. In der gesellschaftlichen Wahrnehmung stehe bei dieser Bundestagswahl „ganz viel auf dem Spiel“, sagte die Wissenschaftlerin von der Universität Regensburg am Samstag dem Radiosender WDR 5. Viele Menschen hätten das Gefühl, dass bei dieser Wahl die Demokratie generell bedroht sei. Gründe dafür seien etwa die Debatten um Migrationspolitik und die „Brandmauer“ zur AfD.

Bei der vorangegangenen Bundestagswahl 2021 hatte die Wahlbeteiligung bundesweit bei 76,6 Prozent gelegen. Der bisherige Tiefstwert für eine Bundestagswahl wurde 2009 mit 70,8 Prozent verzeichnet.

Eine hohe Wahlbeteiligung sei zwar positiv, aber langfristig sei die Entwicklung hin zu mehr ideologischer Polarisierung unterschiedlicher Meinungen nicht gut für die Demokratie, betonte Strömel. „Man denkt in Schwarz-Weiß-Kategorien, in Entweder-Oder-Kategorien und nicht in Grautönen.“ Dadurch würden politische Parteien an den Rändern gestärkt. Debatten seien stark emotional aufgeladen, Toleranz werde eingebüßt, erklärte die promovierte Wissenschaftlerin. Doch in Freund-Feind-Kategorien zu denken, sei eine Gefahr für die Streitkultur, führe langfristig zu weiterer Polarisierung und einer Spaltung in der Gesellschaft.

Politikerinnen und Politiker forderte die Wissenschaftlerin auf, mit besserem Beispiel voranzugehen. Gerade Spitzenkandidaten müssten eine gute Streitkultur vorleben und mit ihren politischen Gegnern respektvoll umgehen. Zudem sei es wichtig, über politische Bildung „ein Verständnis dafür zu schaffen, warum es für die Demokratie wichtig ist, wie wir miteinander umgehen, wie wir miteinander streiten“, betonte Strömel.