Hannover (epd). Der Naturschutzbund (Nabu) fordert größere Schutzgebiete in der Nordsee, die nicht kommerziell genutzt werden dürfen. 75 Prozent der Meeresflächen im Nationalpark Wattenmeer müssten als nutzungsfreie Bereiche ausgewiesen werden.
Zudem sollten 30 Prozent der gesamten Nordsee als fischfangfreie Zone ausgewiesen werden. Bisher gebe es lediglich eine fischereifreie Zone im Sylter Außenriff, hieß es. Diese mache mit 50 Quadratkilometern aber nur 0,6 Prozent der bestehenden Schutzgebiete aus.
Schiffsrouten, Öl- und Gasförderung sowie die Fischerei gefährdeten massiv das Meeresökosystem, hieß es. Seit einigen Jahren belaste auch die Energiewirtschaft mit Offshore-Windkraft-Feldern und der damit verbundenen Infrastruktur das sensible System. Umso wichtiger sei es, Zonen zu schaffen, in denen sich die marinen Ökosysteme mit ihrer Flora und Fauna ungestört entwickeln können.
Die bisherigen Maßnahmen zur Regulierung der Fischerei reichten dazu aber nicht aus, kritisierte Nabu-Meeresexpertin Stefanie Eilers. Noch immer sei der Beifang größer als die Menge an Zielfischarten. Schweinswale verendeten in Stellnetzen und bei der Jagd nach Krabben und Plattfischen werde der sensible Lebensraum am Meeresboden massiv gestört.
Laut Olaf von Drachenfels vom niedersächsischen Nabu-Landesvorstand können sich strukturreiche Biotope und artenreiche Lebensgemeinschaften auf dem Meeresgrund nur ohne „grundberührende Fischerei“ entwickeln. In fischereifreien Zonen könnten sich die Fischpopulationen ungestört vermehren und von dort aus wieder die intensiver genutzten Meeresbereiche besiedeln.