Aachen (epd). Das katholische Hilfswerk Missio Aachen kritisiert die Ausbeutung von Menschen für Kosmetikprodukte und hat zu Karneval die Kampagne „Fair schminken“ gestartet. Familien, die in Madagaskar in Gruben und Schächten nach dem für die Produkte benötigten Mineral Mica suchten, bekämen lediglich einen „Hungerlohn“, sagte Missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener am Dienstag. „Auf dem Weg der internationalen Lieferketten werden dagegen horrende Profite erwirtschaftet.“
Mica sei ein weltweit genutztes Glitzermineral, das vielen Produkten - wie Karnevalsschminke, Lippenstiften und Autolacken - Glanz verleihe, erklärte Bingener. Auf den verkaufsfertigen Produkten wird es häufig mit der Kennzeichnungsnummer CI 77019 aufgeführt.
Weltweit wird das Mineral in 35 Ländern abgebaut. Der Mica-Abbau in den Minen von Madagaskar sei ausbeuterisch und gefährlich. Pro Jahr exportiere der Inselstaat rund 50.000 Tonnen Mica, den größten Teil davon nach China, erläuterte der Missio-Präsident. Missio Aachen lägen Informationen von Arbeitern in Mica-Minen vor, wonach sie für 100 Kilogramm des wertvollen Minerals nach tagelanger Arbeit umgerechnet zwei bis fünf Euro bekämen. Auch Kinder seien am kräftezehrenden Abbau des Minerals beteiligt.
Um den Menschen in Madagaskar zu helfen, hat Missio Aachen ein Hilfsprogramm gestartet. „Mit Unterstützung von Spenderinnen und Spendern aus Deutschland konnten wir unsere Projektpartner unterstützen, die ersten 35 Mütter mit ihren Kindern aus dieser Mine herauszuholen“, berichtete Bingener. „Missio Aachen wird zur aktuellen Karnevalsaison mit dem Motto 'Fair schminken' dazu aufrufen, die Ausbeutung in den Kosmetik-Minen zu stoppen, und an Unternehmen appellieren, faire Mica-Produkte anzubieten.“