Ecuador: Kopf-an-Kopf-Rennen bei Präsidentschaftswahl

Ecuador: Kopf-an-Kopf-Rennen bei Präsidentschaftswahl
Es ist ein sehr überraschendes Ergebnis: Der ecuadorianische Präsident Noboa muss um seine Wiederwahl bangen. Er und viele im Land hatten mit einem deutlichen Sieg gerechnet.

Santiago, Quito (epd). Bei der Präsidentschaftswahl in Ecuador hat Amtsinhaber Daniel Noboa einen Wahlsieg in der ersten Runde verpasst. Nach der Auszählung von mehr als 90 Prozent der Stimmen zeigte sich in dem südamerikanischen Land ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Unternehmersohn Noboa und seiner linkspopulistischen Herausforderin Luisa González. Der amtierende Präsident erhielt am Sonntag (Ortszeit) nach vorläufigen Ergebnissen 44,3 Prozent der Stimmen und damit lediglich 0,5 Prozentpunkte mehr als González (43,8 Prozent), die dem ehemaligen Präsidenten Rafael Correa (2007-2017) nahesteht. Damit wird voraussichtlich am 13. April eine Stichwahl stattfinden.

Das Ergebnis ist eine Schlappe für den aktuellen Präsidenten Noboa, Sohn eines der reichsten Männer des Landes. Vor der Wahl hatten Umfragen einen deutlich größeren Abstand prognostiziert und sogar die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Noboa in der ersten Wahlrunde mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten könnte, womit er ohne Stichwahl die Präsidentschaft gewonnen hätte.

Hauptthemen im Wahlkampf waren die öffentliche Sicherheit und die Energiekrise des Landes. Ecuador war in den vergangenen Jahren zu einem der unsichersten Länder des Kontinents geworden und weist eine der höchsten Mordraten weltweit auf.

Präsident Noboa ging mithilfe des Militärs und nächtlichen Ausgangssperren gegen die Banden vor, die das Land als Exporthafen für Kokain nach Europa und die USA nutzen. Zuletzt hieß es, diese Politik der harten Hand genieße großen Zuspruch in der Bevölkerung. Gleichzeitig wirkte der Präsident hilflos gegenüber der anhaltenden Energieknappheit, die zu vermehrten Stromausfällen und zur Rationierung von Energie führte.

Kandidatin González setzte in ihrem Wahlprogramm auf eine Stärkung des Sozialstaats, die Bekämpfung der Korruption innerhalb des Justizsystems und den Ausbau der Demokratie im Land. Mit der Rückendeckung des ehemaligen Präsidenten Correa versprach sie, Ecuador zur wirtschaftlichen Stabilität seiner Amtszeit zurückzuführen.