Früherer Bundesminister und EKD-Präses Jürgen Schmude gestorben

Früherer Bundesminister und EKD-Präses Jürgen Schmude gestorben
Er war Bundesminister unter Helmut Schmidt (SPD) und später der am längsten amtierende Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): Im Alter von 88 Jahren ist Jürgen Schmude am Montag gestorben, wie die Familie bekanntgab.

Bonn, Moers (epd). Der frühere Bundesminister und Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Jürgen Schmude, ist tot. Er starb am Montag im Alter von 88 Jahren, wie die rheinische Landeskirche und die EKD am Dienstag unter Verweis auf die Familie mitteilten. In den 70er und 80er-Jahren gehörte der SPD-Politiker der Bundesregierung unter Kanzler Helmut Schmidt (SPD) an, als Bildungs- sowie Innen- und Justizminister. Der promovierte Jurist stand schließlich von 1985 bis 2003 an der Spitze des evangelischen Kirchenparlaments - er war der am längsten amtierende Präses der EKD-Synode.

Die Trauerfeier soll am 12. Februar in Schmudes langjährigem Wohnort Moers stattfinden, wo er im Anschluss auch seine letzte Ruhe finden wird, wie der Kirchenkreis dem Evangelischen Pressedienst (epd) mitteilte. Den Trauergottesdienst hält der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider.

Die EKD erinnerte an Schmudes Wirken während der Wiedervereinigung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) und der EKD nach der Wende 1989. 1990 wurde er in Cottbus zum Präses des ersten gesamtdeutschen Kirchenparlaments gewählt. Kaum eine protestantische Persönlichkeit habe sich tiefer in die Geschichte der Bundesrepublik eingeschrieben, sagte die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs laut Mitteilung.

Die aktuelle Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, fügte hinzu: „Die EKD hat Jürgen Schmude viel zu verdanken.“ Er habe mit Erfahrung und Klugheit, Geduld und Humor kontroverse Meinungen zusammengeführt. „Wir trauern mit den Angehörigen und engen Weggefährten“, sagte sie.

Der rheinische Präses Latzel sagte, Schmude sei „ein kluger Mensch gewesen, der unsere Kirche stark gemacht hat“. Mit Weitsicht und Anstand, „den ich unserer Demokratie an vielen Stellen auch aktuell wünsche“, habe er sich für das Wohl der Gesellschaft und der evangelischen Kirche eingesetzt.

Schmude wurde am 9. Juni 1936 im ostpreußischen Insterburg geboren und flüchtete 1944 mit seiner Familie zunächst nach Pommern und dann nach Moers am Niederrhein. Von 1969 bis 1994 gehörte der Sozialdemokrat dem Bundestag an. Unter Bundeskanzler Schmidt war er zunächst Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, ab 1978 leitete er das Bildungs- und Wissenschaftsressort und ab 1981 bis zum Ende der sozial-liberalen Koalition 1982 das Justizministerium. Im September und Oktober 1982 war er zudem Innenminister.

Nach seinem Rückzug aus der aktiven Politik blieb Schmudes Rat zu gesellschaftspolitischen Themen gefragt. Unter anderem wurde er von 2008 bis 2012 in den Deutschen Ethikrat berufen.

Auch nach seinem Ausscheiden aus der EKD-Synode 2003 war Schmude ehrenamtlich in kirchlichen Gremien aktiv. Die Union Evangelischer Kirchen ehrte ihn 2009 mit dem Karl-Barth-Preis. Im selben Jahr verlieh ihm die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Bonn die theologische Ehrendoktorwürde. Schmude war verheiratet und Vater zweier Kinder.